Halt und Trost in der Natur finden

Picknick unterm Wegekreuz
David Groschwitz
Ein Picknick unter freiem Himmel, wo der Blick frei schweifen kann, ist Labsal für die Seele und den Körper.
Seminare zu Naturspiritualität
Halt und Trost in der Natur finden
Ein süddeutsches Netzwerk bietet Fortbildungen zum Thema christliche Naturspiritualität an: Meditationen, Nacht-Wanderungen oder Seminare mit Lamas. Die Angebote sollen auch helfen, Natur zu verstehen und sie so besser zu schützen.

Lamas sind ihre wichtigsten Mitarbeiter, sagt die württembergische Pfarrerin Ulrike Schaich. Dies gilt vor allem für ihre Seminare, in denen die Teilnehmer mit den Lamas arbeiten. Dadurch sollen sie ins Nachdenken kommen - darüber, wie sie mit den Grenzen von anderen umgehen oder sie sich selbst betrachten. "Lamas haben eine klare Körpersprache, sie spiegeln uns", erklärt die Theologin aus der Kirchengemeinde Altdorf im württembergischen Esslingen.

Schaich gehört zu den Akteuren des süddeutschen Netzwerks "Geerdetglauben", das diesen Winter online ging. Das Netzwerk bietet für Mitarbeiter der Kirchen und Privatleute Fortbildungen, Seminare oder Wanderungen zum Thema christliche Naturspiritualität an.

Die Palette ist bunt: Neben dem Lama-Seminar gibt es Meditationen und Natur-Begegnungen für Enkel sowie Großeltern. Oder eine Schulung für Imker mit dem Titel "Das Bienenvolk als Gleichnis fürs Evangelium." Und es gibt auch Angebote für Abenteurer: etwa die Nacht-Wanderung "Durch die Johannisnacht". Von Freiburg aus wandern die Teilnehmer 20 Kilometer unter den Sternen. "In der Dunkelheit spüren wir unsere Ängste und Grenzen, in der Gemeinsamkeit setzen wir Kräfte frei", heißt es in der Beschreibung.

Detlef Lienau ist Pilgerbeauftragte der badischen Landeskirche.

Initiator des Netzwerks ist der badische evangelische Pfarrer Detlef Lienau. Der Pilgerbeauftragte der Landeskirche beschreibt sich als "ökologisch engagiert". So kam er in seinem Leben zu der Frage: "Wie kann christliche Naturerfahrung ökologisch wirksam sein?", sagt der Freiburger. Er startete zunächst ein lokales Projekt. Schnell merkte er aber, dass er einen größeren Radius braucht - und fand Mitstreiter in Württemberg, der Pfalz und Bayern. Gemeinsam gründeten sie das Netzwerk "Geerdetglauben".

Natur, Gotteserfahrung und eigene Entwicklung

Lienau sagt, dass sich in den Angeboten des Netzwerks die drei Facetten von Naturspiritualität wiederfinden: der pflegliche Umgang mit der Natur, die persönliche Entwicklung und die Gotteserfahrung. "Menschen mit Interesse an Naturspiritualität bringen diese drei Facetten in unterschiedlicher Gewichtung mit", erklärt er. Er betont, dass es empirisch nachweisbar sei, dass Menschen mit einer ausgeprägten Naturverbundenheit sich auch pfleglicher gegenüber der Mitwelt verhalten.

Ähnlich sieht es auch die Mit-Netzwerkerin und bayerische evangelische Pfarrerin Leonie Orit Büchele. "Schon der nahegelegene Wald schenkt mir innere Ruhe", schreibt die Meditationsanleiterin auf der Webseite des Netzwerks. Zugleich leide sie mit der Schöpfung und frage sich, wie Kirche die öko-soziale Transformation mitgestalten kann. Ein Weg sei, Lebens- und Glaubensbegleitung in der Natur anzubieten.

Lienaus Beobachtung nach wächst das Interesse an Naturspiritualität. Unter Gläubigen, aber auch unter Kirchenfernen. Das beobachtet er etwa bei den Pilgerreisen, die er seit 25 Jahren anbietet." Natur gibt vielen Menschen Sinn, Halt und Trost", erklärt Lienau. Mit den Fortbildungen sollen in den Gemeinden neue Angebote entstehen.

Zu dem Netzwerk gehören unter anderen das "Projekt Spiritualität" der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die Evangelische Erwachsenenbildung Freiburg sowie Hochfranken/Hof/Saale, die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz in Kaiserslautern, Evangelische Frauen in Baden sowie der Katholische Dekanatsverband Sigmaringen-Meßkirch.