Vom Backen und Beten

Vom Backen und Beten
Meditation schafft eine Verbindung mit sich selbst und mit Gott. Und ist auch mitten im Alltag möglich.

Seit ein paar Jahren pflege ich ein liebgewordenes Ritual: Wenn mir alles zu viel wird und zu laut und zu schnell, wenn sich alles ganz furchtbar und vor allem falsch anfühlt und ich mehr zurückblicke, als nach vorn, dann gehe ich in die Küche. Ich wasche meine Hände, binde mir eine Schürze um, und beginne zu backen. Manchmal einen Kuchen. Sehr oft Brot. Ich lasse meine Hände etwas tun. Ich lenke meinen Geist fort von den Dingen, die mir das Herz schwer machen. Ich bin nur damit beschäftigt, Zutaten abzuwiegen, einen Teig zu rühren, etwas zu schaffen, was es in der Form vorher noch nicht gab.

Und was eigentlich unglaublich profan erscheint, birgt durchaus eine besondere Tiefe. Denn das Backen ist für mich oft wie eine Meditation, wie ein Gebet. Während ich Eier trenne, Schokolade schmelze oder Walnüsse kleinhacke wird etwas in mir ruhig und seltsam klar. Endlich einmal bin ich einfach nur da. Mit dem, was gerade ist. Das Backen schenkt mir einen ruhigen Rahmen. Und oft ist auf diese Weise ein anderer Kontakt möglich. Zu mir selbst, aber besonders auch zu Gott. Ich  wende mich ihm zu und schaffe damit Abstand zu dem, was mich eben noch so beschäftigt hat. Ich gebe Mehl in eine Schüssel und gehe dabei meinem eigenen Wesen auf den Grund. Ich füge Wasser hinzu und danke für das, was ist. Ich zerbrösele Hefe und bitte, dass etwas werden wird. Ich streue eine Prise Salz in denTeig und bete für eine Erkenntnis, eine andere Sichtweise, ein Gewürz, das vorher fehlte.

Ich weiß, das Gebet und Meditation, innere Einkehr, auch in anderen, vielleicht traditionelleren Formen möglich ist. Doch immer wieder stelle ich fest, dass sich, indem ich mich ganz einer Tätigkeit zuwende, die zwar meine Aufmerksamkeit, nicht aber meine größte Gedankenleistung verlangt, etwas in mir verändert. Das Ritual des Backens bewahrt mich davor, vorschnell zu handeln und Dinge zu sagen, die ich später bereuen würde. Es lässt mich durchatmen, schafft erst Distanz und dann eine neue Nähe, versöhnt, schenkt Ruhe, macht gnädiger.

Das gelingt nicht immer. Manchmal bleibt Brot auch einfach Brot. Aber die Übung lohnt sich. Der Teig geht auf und mein Herz ebenso.

Und, wenn ich den Laib Brot dann in den Ofen schiebe, denke ich oft, nur für mich: „Dein Wille geschehe. Wie im Himmel, so auf Erden.“ In der Kirche. Und ruhig auch mal in der Küche. So soll es sein.

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