Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind ...

Kinderkathedrale
Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind ...
Ein ganz neues Konzept für Kirchen bringt die Gemeinden wieder zusammen

Jugendgottesdienst. Kindergottesdienst. Seniorengottesdienst. Krabbelgottesdienst. Frauen- und Männer-Gottesdienst. Dieses- und jenes- Gottesdienst: Lange Zeit haben wir – aus gutem Grund – unsere Gottesdienste immer weiter differenziert. Das halte ich nach wie vor für ein wichtiges Anliegen. Nicht alle Formen von Gottesdienst sind für alle Menschen gleich geeignet. Aber – vielleicht können wir ja doch voneinander lernen?

In jeder Taufe erzähle ich die Geschichte von Jesus, der die Kinder segnete. „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“. Neugierig, spielerisch, fröhlich: Das alles könnte unseren Gottesdiensten doch wirklich gut tun, oder nicht?

In Hamburg wurde nun die erste „Kinderkathedrale“ eröffnet. In der Simeonkirche in Hamburg-Bramfeld verschwand ein Teil der Kirchenbänke und machte Platz für Kindertische, für Tipis, für Sitzsäcke. Die Kinder sind begeistert. Sie haben einen Platz zum Wohlfühlen. Und irgendwie tut es der ganzen Gemeinde gut, wenn der Ort, an dem sie feiert, für alle angenehm ist. Ja, es verändert die Gottesdienste. Meditatives Sichversenken, Stille, Erhabenheit: Alles das scheint auf den ersten Blick nicht so leicht möglich zu sein, wenn da Kinder rumwuseln. Auch in der Hamburger Gemeinde waren viele zunächst skeptisch, was das werden sollte mit dieser Kinderkathedrale.

Aber – natürlich können Kinder das alles! Sie können still sein. Sie können andächtig sein. Sie können eine Ahnung vom „Heiligen“ bekommen. Nur die, die den Gottesdienst anleiten – sie sind sicher mehr gefordert, das so umzusetzen, dass es auch Kinder verstehen. Den anderen wird das sicherlich nicht schaden, im Gegenteil. Gottesdienst wird auf einmal für alle verständlich. Für alle zugänglich. Vielleicht brauchen wir irgendwann wirklich keine „Zielgruppengottesdienste“ mehr. Vielleicht finden wir eines Tages zu Formen des gemeinsamen Feierns, die nicht mehr differenzieren zwischen „diesen“ und „jenen“.

Vielleicht werden wir aber auch immer verschiedene Formen haben. Die einen mögen nun mal gute klassische Kirchenmusik, die anderen eine rockige Band. Die einen fühlen sich in einem richtig klassischen wohlgeordneten Gottesdienst am wohlsten, die anderen schwören auf Chaoskirche. Und das ist auch gut so. Aber wir können doch trotzdem einander wahrnehmen. Voneinander lernen. Aber vor allem: Von den Kindern lernen. Denn wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Sagt Jesus.

weitere Blogs

Warum Weihnachten hinter einer Mauer liegt und was sie überwinden kann.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?