Zutritt nur für Protestanten

Zutritt nur für Protestanten
Eine Apotheke in Weiden in der Oberpfalz hatte getrennte Eingänge für die Konfessionen

Evangelisch oder katholisch? Früher einmal war das ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. So schwer das heute nachzuvollziehen ist: Menschen wurden danach unterteilt. Sie gingen in verschiedene Schulen, sie heirateten möglichst nicht untereinander und und und. 

Vieles davon ist zum Glück Vergangenheit. Auch wenn wir weiterhin zumeist getrennt Gottesdienst feiern, sind wir uns doch deutlich näher gekommen. Doch mancherorts haben sich Zeugnisse der alten Trennung in zwei Konfessionen erhalten.

Die Deutsche Apothekerzeitung berichtete vor kurzem von einem solchen Fall: Dem evangelischen und katholischen „Türl“ einer Apotheke. Denn natürlich war es so, dass man zur damaligen Zeit geradezu moralisch verpflichtet war, Geschäftsleute der eigenen Konfession zu unterstützen. In Weiden jedenfalls gab es im 19. Jahrhundert zwei Apotheker – einer evangelisch, einer katholisch, beide in Sichtweite voneinander. 

Nun mochten allerdings einige Protestanten „ihren“ Mohren-Apotheker offenbar nicht so gern und hätten ihre Arzneien lieber beim Katholiken gekauft – welch ein Skandal! Nein, das ging überhaupt nicht: Quasi unter den Augen des evangelischen Apothekers ein paar Häuser weiter die feindlich-katholische Apotheke zu betreten. Doch der Katholik wusste Rat: Kurzerhand baute er um die Ecke eine zweite Tür ein, durch die nun die Evangelischen ungesehen auch die katholische Apotheke betreten konnten. Heute erinnert eine Inschrift an den beiden Türen des Hauses daran: „Evangelisches Türl“ und „Katholisches Türl“.

Geholfen hat es der katholischen Marien-Apotheke auf lange Sicht allerdings nicht. Im Jahr 2009 wurde sie geschlossen – heute befindet sich darin ein Fotogeschäft. Die Mohren-Apotheke dagegen existiert fröhlich weiter und bedient selbstverständlich Kundinnen und Kunden aller Konfessionen und Religionen. Ob der Besitzer heute noch evangelisch ist, ist uns uns nicht bekannt. 

Wir wünschen jedenfalls den Erkrankten aller Konfessionen und Religionen gute Besserung.
 

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