Virtuelle Aufkleber für die Ironisierung des Autofahrerlandes

Virtuelle Aufkleber für die Ironisierung des Autofahrerlandes
Mit einem ironisch-unverstandenen VW-Bus ins Internet: Das gibt‘s auch nur bei evangelisch.de

„Ist das dein Bus?“ „Was soll denn dieser komische VW-Bus da?“ „Meint ihr das ernst mit diesen seltsamen Aufklebern?“ „Was hat denn das Auto mit deinem Blogeintrag zu tun?“

Immer wieder werde ich das gefragt, wenn ich wieder mal einen Beitrag von Stilvoll Glauben in den sozialen Medien geteilt habe. Nein, es ist nicht mein Bus. Und nein, ich würde den auch nicht so bekleben. Heute erzähle ich mal, wie es zu diesem Bild kam:

Alles begann ganz harmlos mit einem Tweet. Genauer gesagt: Am 13. Juli 2009 schrieb die damalige Leiterin Melanie Huber auf @evangelisch_de in diesem damals noch recht neuen Medium Twitter:

Haben gerade eine neue Blog-Kolumne kreiert: Stilvoll glauben. Wer hat Lust, sich als Autor zu bewerben? M

… worauf ich Hals über Kopf in weniger als 90 Minuten antwortete:

@evangelisch_de "Stilvoll glauben": Hört sich sehr cool und interessant an. Was soll das werden? :-)

Tja, und schon war ich Mit-Autor dieser seltsamen Reihe von Blogeinträgen, deren Inhalt ebenso wie der Schreibstil nie so wirklich definiert wurden, außer dass es größtenteils seltsam sein sollte. Mit von der Partie waren anfangs noch Christian Spließ, der im Jahr 2014 immerhin noch einen allerletzten Blogeintrag beisteuerte, sowie Simone Sass, eine Grafikerin, die auch dieses „Logo“ für Stilvoll Glauben beisteuerte, bei den von ihr geplanten Texten über gelungene und misslungene Grafikgestaltung aber ziemlich schnell wieder ausstieg. Seit langer Zeit schon bin ich nun Ihr Alleinunterhalter, bin allein übrig geblieben, ein bisschen wie Elia.

Jene Simone Sass jedenfalls hatte den Einfall mit dem Bus und hat das auch umgesetzt. Grundsätzlich finde ich die Idee gar nicht schlecht, denn sie greift eine der Grundideen dieses Blogs grafisch auf: Liebevoll, aber selbstironisch sollte die Grafik eine typische christliche Gewohnheit aufnehmen, die im „Rest der Welt“ eher belächelt wird: In diesem Fall halt die Überpflasterung von Autorückseiten mit missionarischen Aufklebern. 

Prinzipiell ein guter Ansatz, versteht nur irgendwie keiner. Was das ganze ein wenig unpraktisch macht, aber selbst dann auch schon wieder dafür steht, dass manche gut gemeinte und innerkirchlich verwirklichte Idee da draußen gar nicht so gut ankommt, wie es ursprünglich mal gedacht war. Das ist dann gewissermaßen schon wieder ein ironischer Kommentar über angewendete Ironie, oder wie man heute sagt: Meta. 

Um heute verstanden zu werden, müsste dieser Bus ja so dermaßen mit Aufklebern überladen sein, dass er wegen des zusätzlichen Gewichts der Aufkleber gar nicht mehr durch den TÜV kommt. Und selbst dann wäre das nicht eindeutig. Ironie im Internet – wer versteht das schon, wenn sie so dezent daherkommt wie in diesem Fall? Na ja, 2009 war die Welt auch im Internet noch eine andere. Heute schreibe ich schon manchmal sicherheitshalber dazu, wenn ich was nicht wörtlich gemeint habe – selbst wenn ich mir damit den ganzen Text kaputt mache. 

Trotzdem: Ich mag das Bild. Es ist ein guter alter Bekannter von mir, ein regelmäßiger Begleiter seit dem Start vor achteinhalb Jahren und immerhin 420 von mir geschriebenen Blogeinträgen. Und schließlich, nun ja: Ich fahre tatsächlich einen VW-Bus. Allerdings einen etwas neueren. Und ich habe sogar ein christliches „Abzeichen“ drauf. Etwas dezenter freilich: Einen Kennzeichenhalter mit „unterwegs im Auftrag des Herrn“. 

So, nun wissen Sie‘s. Ich hoffe, wir bleiben trotzdem Freunde. Was ich Ihnen noch sagen wollte: Gott ist Ihnen näher als Sie meiner Stoßstange. Das mit dem „Jesus lebt“ stimmt auch, aber das sag ich dann besonders am Sonntag wieder, da ist schließlich Ostern. Und folgen Sie nicht nur Jesus, dem sowieso, sondern bitte auch mir. Ob auf Twitter oder wo auch immer. Aber bitte folgen Sie nicht meiner Stoßstange.

Frohe Ostern! Jesus lebt! Der alte VW-Bus auf dem Foto dagegen vermutlich inzwischen nicht mehr. Eine gewisse Form der Unsterblichkeit hat er mit diesem Foto allerdings auch erreicht. Für ein Auto ist das schon mal gar nicht so schlecht.

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