Ray Bradburys SF-Geschichten changieren hin und wieder zwischen leichter Melancholie und dem Aufwerfen von Fragen. Eine davon ist: Kann eine elektrische Großmutter, ein Roboter, die verstorbene Oma ersetzen? In der Kurzgeschichte "Die elektrische Großmutter" wirft Bradbury genau diese Frage auf und kommt zu einer Antwort, die verstörend wirkt: Die Persönlichkeit des Roboters ist so gestrickt und programmiert, dass sie letztendlich die perfekte Oma ist. Bradburys elektrische Großmutter unterscheidet sich aber dann doch entschieden von "Real Humans", die Serie läuft momentan auf ARTE.
In ihr leben Menschen und die sogenannten Hubots zusammen - menschliche Roboter, die sich nur noch durch einige Merkmale von den Menschen unterscheiden. Während Bradbury zwar seine Großmutter eine Persönlichkeit schenkt, diese aber nicht durch einen Menschen vorgegeben ist, kann die Gesellschaft der Serie einen Schritt mehr: Die Persönlichkeit und die Erinnerungen eines Verstorbenen werden auf einen Roboter übertragen. Die Auferstehung des Fleisches haben sich Christen nun so nicht vorgestellt.
Vertreter der Singularität - zu denen Sheldon Cooper gehört, ebenfalls eine Serienfigur - glauben: Irgendwann ist der Punkt erreicht an dem Menschen eins mit den Maschinen werden. Dann streifen sie den Körper ab, schlüpfen als Geist oder Seele in die Datennetze - und im schlimmsten Fall schicken wir dann Maschinen in die Vergangenheit um einen Herrn Connor zu töten...
"Real Humans" ist intelligente Unterhaltung und spielt mit der Frage, was passiert wenn die Toten doch wiederkehren - in einem immerwährenden Körper aus Plastik. Skurril wird das Ganze, wenn der "Großvater" von einem weiteren Hubot bedient wird. Die Maschine dient der Maschine anstatt dass der Mensch den Maschinen oder die Maschinen dem Menschen zur Verfügung stehen. Dagegen ist der Großmutter Bradburys aber durchaus bewußt, dass sie ein Roboter ist und sie wird irgendwann abgestellt - die Kurzgeschichte schließt mit der Hoffnung, sie wiederzusehen. Dabei ist Hubot in der Serie "Real Humans" nun auch nicht gleich Hubot: Manche entwickeln ein Bewußtsein, andere einen Haß auf die Menschen, wieder andere wie "Vera", die dem "Großvater" zu Seite steht sind willenlose Maschinenwesen.
Wie gehen Menschen damit um wenn auf einmal der Tod überwunden zu sein scheint? Wenn die Auferstehung des Fleisches plus Gehirnkopie etwas erzeugt, was weder richtig Mensch, noch richtig Roboter ist? Wie "Real Humans" diesen Komplex weiter erörtert bleibt ungewiß - noch - aktuell ist Folge 4 in der Arte-Mediathek, Donnerstags zeigt der Sender die neuen Folgen.