Stimmen zum Tod von Papst Franziskus

Kirsten Fehrs
Philipp Reiss
Viele Menschen trauern um Papst Franziskus und würdigen seine Leistung. Auch die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs gibt ihrer Trauer Ausdruck.
Kirche, Gesellschaft und Politik
Stimmen zum Tod von Papst Franziskus
Einen Tag nach dem Spenden des traditionellen Ostersegens "Urbi et Orbi" stirbt Papst Franziskus am Ostermontag. Deutsche Kirchenvertreter:innen und Spitzenpolitiker:innen würdigen ihn als Erneuerer der Kirche und Fürsprecher für die Armen. Papst Franziskus war am Morgen im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Argentinier war seit 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat den Einsatz des verstorbenen Papstes Franziskus für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit hervorgehoben. Die Hamburger Bischöfin würdigte Franziskus am Ostermontag als einen "geistlich von Hoffnung tief durchdrungenen Papst, der sich zugleich auf berührende Gesten verstand, um auf das Elend in der Welt aufmerksam zu machen".

Markant und früher als viele andere habe er die Welt über die Not der Geflüchteten auf Lampedusa alarmiert, erklärte Fehrs. Mit seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" habe er internationale Maßstäbe gesetzt. "Tief beeindruckend war seine menschliche Nahbarkeit und aufrichtige Bescheidenheit. Er ging stets auf alle Menschen zu. Das ließ ihn zum Segen werden", stellte die evangelische Theologin heraus.

"Als evangelische Christinnen und Christen sind wir dankbar dafür, wie er für den internationalen Zusammenhalt in Wort und Tat eingetreten ist", fügte die Bischöfin hinzu. Papst Franziskus habe die Staatengemeinschaft aus seiner christlichen Grundüberzeugung heraus immer wieder dazu aufgefordert, ihrer Verantwortung für die Welt gerecht zu werden. Angesichts der aktuellen Herausforderungen habe Papst Franziskus bis zuletzt die geistigen und kulturellen Wurzeln Europas betont und an die Friedenspflicht des Kontinents appelliert.

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, würdigte den verstorbenen Papst Franziskus als "offen und nahbar" und als jemanden, der Brücken gebaut und über konfessionelle Grenzen hinweg berührt habe. "Mit theologischer Klugheit, diplomatischem Geschick und klaren Positionen hat Papst Franziskus die katholische Kirche durch bewegte Zeiten geführt", schrieb Wüst laut einer Mitteilung der pfälzischen Kirche am Montag in Speyer in ihrem Kondolenzschreiben an den katholischen Bischof Karl Heinz Wiesemann. Viele Menschen hätten Franziskus als einen Papst erlebt, der "durch seine Freundlichkeit, persönliche Bescheidenheit und Zugewandtheit" beeindruckt hat, so die Vorsitzende des Aufsichtsrats des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik.

Christlicher Glaube braucht Begegnung

Sein Pontifikat sei ein Zeichen dafür gewesen, "dass christlicher Glaube immer von der Begegnung lebt - mit Gott und mit den Mitmenschen". Besonders dankbar sei die evangelische Kirche für alle Bemühungen um ein gutes ökumenisches Miteinander, sagte Wüst. Die Worte von Papst Franziskus seien oft herausfordernd gewesen, "aber immer getragen von der Überzeugung, dass der Glaube Orientierung gibt und Menschen verbindet".

Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein würdigte Franziskus als "wahren Zeugen des Glaubens an die Hoffnung". Das Leben des Kirchenoberhaupts sei geprägt gewesen von tiefer Demut, mit der er die Menschen immer wieder berührt habe. Besonders beeindruckend sei Franziskus' Einsatz für eine glaubwürdige, erneuerte Kirche gewesen: "Er lebte, was er predigte", betonte Bischof Stäblein.

Zeuge der Liebe Christi

Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Heinrich Bedford-Strohm, hob vor allem das Engagement des verstorbenen Papstes Franziskus für Geflüchtete und Schutzbedürftige heraus. Damit, und auch mit seinem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, sei er "ein wahrer Zeuge der Liebe Christi gewesen", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag dem epd. Sein Zeugnis inspiriere den Weltkirchenrat, die Arbeit "für Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit fortzusetzen".

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp sagte anlässlich der traurigen Nachricht. "Papst Franziskus geht in die Geschichte der Welt ein". Papst Franziskus habe "aus dem tiefen Glauben an die Liebe Gottes" gelebt und sich deshalb "immer für Gerechtigkeit in allen Teilen der Erde und Hoffnung für die Zukunft" eingesetzt, erläuterte der evangelische Theologe: "Die römisch-katholische Weltkirche und die ganze Welt werden ihn sehr vermissen."

Sachsens evangelischer Bischof Tobias Bilz hat den verstorbenen Franziskus als bescheidenen Papst und Brückenbauer für die Ökumene gewürdigt. Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens erinnerte am Montag in Dresden daran, dass das Kirchenoberhaupt im Gästehaus wohnte, Prunk und die Zeremonien reduziert und stattdessen die Menschen in den Mittelpunkt seines Dienstes gestellt habe. "Es schien ihm immer um den einzelnen Menschen zu gehen, weniger um Prinzipien und Dogmen der Kirche", sagte Bilz.
Seine persönliche Begegnung mit ihm sei von großer Herzlichkeit geprägt gewesen. 

Lutherischer Weltbund würdigt soziales Engagement

Der Lutherische Weltbund hat ebenfalls die ökumenischen und sozialen Leistungen des verstorbenen Papstes Franziskus gewürdigt. Franziskus habe sich entschieden für Arme und Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt, erklärte LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt am Ostermontag in Genf. Insbesondere habe Franziskus seine Stimme für Migranten, Flüchtlinge, Vertriebene und Asylbewerber erhoben. Er habe alle politischen und religiösen Führer zum Handeln aufgefordert.

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, sprach den katholischen Gemeinden in den Erzbistümer Hamburg und Berlin ihr Beileid aus. In einem am Montag veröffentlichten Kondolenzschreiben an die Erzbischöfe Stefan Heße und Heiner Koch erklärte sie: "In diesen Stunden der Trauer um Papst Franziskus sind wir Ihnen in herzlicher Anteilnahme, mit tiefem Mitgefühl und im Gebet verbunden. Der Tod von Papst Franziskus erfüllt auch uns mit großer Trauer. Meine Gedanken und meine Fürbitte sind bei Ihnen und bei allen, die Papst Franziskus in besonderer Weise im Leben und in seinen letzten Stunden nahe waren. Mögen Sie alle in diesen österlichen Tagen aus der Auferstehungsbotschaft Trost und Kraft schöpfen."

Kämpfer für den Frieden

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, bezeichnet den verstorbenen Papst Franziskus am 21. April in Darmstadt "als demütigen und bescheidenen Kämpfer für Frieden und soziale Gerechtigkeit  und als Vorbild für eine Ökumene des Handelns". Für Tietz sei dieses Engagement ein "bleibendes Vermächtnis für die gesamte christliche Gemeinschaft". So bleibe sein Besuch auf der Insel Lampedusa von 2013 in unvergesslicher Erinnerung, der allen politisch Verantwortlichen deutlich machen sollte, wie eng Migration, Krieg, Unterdrückung und Flucht zusammenhängen.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz trauert um Papst Franziskus. "Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Kirche einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Montag in einer ersten Reaktion auf die Todesnachricht.

 

Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb im Netzwerk X: "Mit Papst Franziskus verlieren die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen." CDU-Chef Friedrich Merz, der sich im Mai zum Nachfolger von Scholz wählen lassen will, schrieb bei X, Franziskus werde in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung.

UN-Generalsekretär António Guterres hat den verstorbenen Papst als einen Boten der Hoffnung, Demut und Humanität gewürdigt. Franziskus sei eine überragende Stimme für Frieden, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit gewesen, erklärte Guterres am Ostermontag in New York. "Unsere gespaltene und uneinige Welt wird ein viel besserer Ort sein, wenn wir seinem Beispiel der Einheit und des gegenseitigen Verständnisses folgen", betonte der UN-Generalsekretär mit Blick auf den Verstorbenen.

Mahner gegen Rassenhass

Das Internationale Auschwitz Komitee hat den verstorbenen Papst Franziskus als beharrlichen Mahner gegen Antisemitismus und Rassenhass gewürdigt. Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner erklärte am Montag in Berlin, Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschiedeten sich "mit großer Wehmut, Zuneigung und Anerkennung" von Papst Franziskus. Sie hätten dem Kirchenoberhaupt tiefes Vertrauen entgegengebracht. Franziskus habe "einer oftmals gleichgültigen und ungerechten Welt immer wieder den Spiegel vorgehalten". Seine Einladungen und Aufforderungen an alle Menschen, eine Welt zu gestalten, in der die Angst vor Fremden, Antisemitismus und Rassenhass keinen Platz mehr haben soll, habe die Überlebenden tief berührt. Heubner fügte hinzu, die Worte und die Haltung von Franziskus galten den Auschwitz-Überlebenden "als ein Kompass für Menschlichkeit und Menschenwürde, der ihnen Mut gemacht hat, ihren Weg der Erinnerung und Aufklärung weiterzugehen".