Einmal Bibel zum Mitnehmen, bitte.

Einmal Bibel zum Mitnehmen, bitte.

Neulich in Berlin, auf dem Weg zur Berliner Stadtmission. Am Wegrand ein seltsamer Briefkasten, halb kaputt. Irgendwas steht da drauf. Und ich bin ja einer, der wirklich alles liest. ALLES. Also schnell neugierig hingelaufen und nachgesehen. Ah ja: Eine „Schenkbibel“. Ein Briefkasten mit einer Bibel drin. Zum Mitnehmen.

Eigentlich eine gute Idee, finde ich. In christlichen Kreisen werden Bibeltexten ja manchmal wirklich missionarische Kräfte zugeschrieben. Da kursieren Geschichten von Rauchern, die Seite für Seite die Bibel rauchten und eines Tages dann doch von einem Text gepackt wurden. Oder von Zweit- bzw. Erstverwendungen als Toilettenpapier mit exakt dem gleichen Effekt. Ich weiß nicht, ob an diesen Erzählungen was dran ist; ich persönlich setze ja eher auf den persönlichen Kontakt zwischen Menschen, aber das eine schließt ja das andere nicht aus.

Von daher: Warum nicht die Bibel unter die Leute bringen? Ja, nur zu!

Aber ganz ehrlich: Würden Sie einer Sache, egal was, aus diesem halb kaputten Briefkasten Vertrauen entgegenbringen? Wenigstens ein neues Briefkastenschloss wäre ja mal schön. Als ich am nächsten Tag an dem Kasten vorbeiging, hing die Klappe nach unten, gab die schöne Bibel Wind und Wetter preis.

Ob jemals ein Mensch eine dieser Bibeln entnommen hat? Nun ja: Gottes Geist weht, wo er will. Und seine Botschaft geht gern die krummsten Wege.

Also dann: Einmal Bibel zum Mitnehmen, bitte. Danke und Gottes Segen.

weitere Blogs

Dame sitzt im Buch
Gehören die Geschöpfe in Büchern eigentlich auch zur Schöpfung?
Und wenn ja: wohin gehen sie dann, wenn sich ihre Buchdeckel für immer schließen und niemand mehr sie durch Lesen hier gefangen hält?
"Tribute in Light"
Der 9. September 2001 hat die internationale Sicherheitspolitik weltweit verändert. 23 Jahre danach sind radikale und fundamentalistische Kräfte stark wie nie zuvor und bedrohen sicher geglaubte Errungenschaften wie die Gleichberechtigung von Frauen, von queeren Personen und anderen Minderheitengruppen. Ein Grund genau hinzuschauen.
Sommerferien in Oberbayern: politische Katastrophen und die Herrlichkeit des Firmaments