Ach, wie schön ist es doch, sich mal mit neuem Geschirr einzudecken! Und auch gar nicht unbedingt all zu teuer. So kommt die junge, kirchlich engagierte Familie vom Möbelhaus-Einkaufsbummel zurück, ein paar hundert Euro leichter als geplant und etliche Kilo Geschirr und Dekomaterial mehr im Kofferraum als geplant. Wenn schon, dann gleich richtig, es kostet ja nicht viel. Doch 18 neue Teller, Tassen, Untertassen, Suppentassen und tiefe Teller wollen erst einmal verstaut werden, ganz zu schweigen von den fünf Zwölferpacks der ach so billigen und doch eleganten neuen Trinkgläser.
Doch der Geschirrschrank ist voll. Bei näherem Hinsehen: Voll mit altem Gerümpel. Auf einem Stapel vereint stehen zwei von den blauen Tellern, die in selbigem Möbelhaus vor 30 Jahren modern waren, vier von Omas Blumentellern, zwei weiße von dem teuren Geschirr, das man aber auch nicht mehr nachkaufen kann, drei hässlich-braune und darauf vier von den großen Tassen mit den tollen Sprüchen. Wegschmeißen? Kommt gar nicht in Frage. Flohmarkt? Viel zu aufwändig. Bringen wir sie doch lieber in die Jugendhausküche der Gemeinde, die brauchen bestimmt Geschirr!
Gesagt, getan. Die Familie – wie gesagt, kirchlich engagiert – besitzt sogar einen eigenen Schlüssel fürs Jugendhaus, und noch am gleichen Abend beginnt der Exodus der Teller, Tassen und Gläser. In einer im wahrsten Sinne des Wortes Nacht-und-Nebel-Aktion füllen sich die Schränke der Jugendhausküche mit all dem, was woanders nicht mehr gebraucht wird. Als würde der Küchenschrank den alten Tellern das Jesuswort zurufen: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und voll Schaden seid, ihr sollt mich bestücken!“
Im Bewusstsein, eine gute Tat vollbracht zu haben, geht die Familie fröhlich ins Bett und freut sich auf das gemeinsame Frühstück am schön gedeckten Tisch mit dem neuen Geschirr. Was wird der Pfarrer für Augen machen, wenn er die vollen Schränke sieht!
Selbiger kommt am nächsten Tag jedoch erst einmal ins Krankenhaus: Beinahe erschlagen von einem der kunstvoll aufgetürmten Teller- und- Tassen-Stapel, nachdem er unvorsichtigerweise eine Küchenschranktür recht schwungvoll geöffnet hatte. Na ja, immerhin kann man die Scherben nun ohne schlechtes Gewissen wegwerfen.
P.S.: Sie wollen noch mehr loswerden? Die Kirche hilft. Siehe auch „christliche Lebensmittelentsorgung“ und „christliche Botanik“.