Zerbrechliche Kunstwerke aus echten Eiern

Osterbrunnen in Schechingen
epd/Helmut Bernert
ekordverdaechtige 13.500 Eier zieren den Marktplatzbrunnen in Schechingen. Dies lockt Tausende Besucher an.
Geschmückte Osterbrunnen
Zerbrechliche Kunstwerke aus echten Eiern
Bunte bemalte Eier, Blumen, Kränze und Tannengrün schmücken an Ostern viele Brunnen. Rekordverdächtige 13.500 Eier zieren den Marktplatzbrunnen in Schechingen. Dies lockt Tausende Besucher an. Ursprünglich kommt der Brauch aber aus dem Fränkischen.

Gelb, orange, rot, grün, blau und lila glänzen lackierte Eier in der Sonne. Rund 4.000 echte Hühner-, Enten- und Gänse-Eier schmücken den Osterbrunnen in Bruchsal-Büchenau. Über dem Brunnen sind lange Zweige wie eine Krone geformt, an der Spitze ein Kreuz aus Tannengrün und ein weißes, ungefärbtes Straußenei. Wie viel Handarbeit und Zeit dahintersteckt, den Brunnen mit echten Eiern zu schmücken, erläutert Anneliese Knoch vom Kleintierzucht- und Vogelverein Büchenau. Es sei eine Gemeinschaftsaktion, rund 250 Stunden Arbeit habe die 17-köpfige Frauengruppe investiert.

Gerade Kinder wollten die zerbrechlichen Objekte gern berühren, trotz des Schildes: "Dies sind echte Eier. Bitte nicht berühren." Einige Eier würden aber auch mutwillig zerstört, sagt Knoch. Deshalb müssen etwa 500 rohe Eier jedes Jahr neu ausgeblasen werden. Danach werden sie in einer von 18 vorgegebenen Farbnuancen bemalt und anschließend lackiert. Dabei spielt die Farbe violett eine wichtige Rolle. Sie gilt auch in der Kirche als Farbe der Stille und Besinnung, Umkehr und Buße. 

Die verwendeten Ostereier stehen für Fruchtbarkeit und neues Leben und sollen auch die Auferstehung Jesu Christi symbolisieren. Das Grün und die Girlanden verweisen auf die Erneuerung der Natur im Frühjahr. Entstanden ist der Brauch in der Fränkischen Schweiz. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts schmückte man dort die Dorfbrunnen oder Quellen in der Karwoche aus Dankbarkeit für das mancherorts knappe und kostbare Lebensmittel Wasser.

Mündlichen Überlieferungen zufolge gab es den ersten Osterbrunnen 1909 in der Gemeinde Aufseß in der Fränkischen Schweiz. Seit den 1980er Jahren ist dieser Brauch nicht nur im Fränkischen, sondern in weiten Teilen Süd-, Mittel- und Ostdeutschlands verbreitet und auch in Baden-Württemberg angekommen. Das Brauchtum zieht auch viele Touristen an, etwa im schwäbischen Schechingen (Ostalbkreis). 

In diesem Jahr werden zwischen 30.000 und 50.000 Besucherinnen und Besucher erwartet, sagt Iris Jekel vom Organisationsteam. Seit 23 Jahren wird dort der Marktplatzbrunnen zur Osterzeit für etwa drei Wochen mit über 13.500 echten und handbemalten Hühner-, Gänse-, Straußen- und Wachteleiern geschmückt aus "Dankbarkeit für das lebensspendende Wasser, aus Freude am Erwachen der Natur und zum Fest der Auferstehung Christi".

Damit die aufwendig bemalten Eier nicht gestohlen oder zerstört werden, gebe es eine Nachtwache. Einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde sei wegen des hohen organisatorischen Aufwands aber nicht geplant, sagt Jekel.
Deshalb bleibt der offizielle Titel "größter Osterbrunnen der Welt" vorerst wohl im fränkischen Bieberbach (Kreis Forchheim). Mit 11.108 handbemalten Eierschalen schaffte der Brunnen im Jahr 2000 den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.