Gründonnerstag: Ein Tag, an den sich manche aus ihrer Kindheit nur mit Grauen erinnern. Denn: Heute wird Grünzeug gegessen. Spinat, Grünkohl, was auch immer: Es ist ja Gründonnerstag. Ob das ursprünglich etwas miteinander zu tun hat? So genau weiß das keiner, denn die Herkunft des Namens liegt im Dunkeln. Eine Möglichkeit ist tatsächlich, dass sich der Name von dem möglicherweise über ein Jahrtausend alten Brauch herleitet, an diesem Tag quasi als Symbol für den Frühling Grünzeug zu essen. Alles wird wieder grün: Das Leben beginnt. Der Frühling ist da. Und der Spinat.
Das bedingt dann gewissermaßen schon die zweite Herleitung des Namens, denn vermutlich gibt es scharenweise Kinder, die am heutigen Tag beim Anblick des ach so leckeren Spinats trotz aller werbetechnischen Blubberei anfangen zu weinen – althochdeutsch: Greinen. Ja, das Wort „Greinen“ könnte tatsächlich zu „Grün“ geworden sein im Lauf der Zeit. Dabei war es doch ein Freudentag im altkirchlichen Kalender! Der Tag, an dem Jesus das Abendmahl einsetzte, ist kein Tag zum Weinen. Das kommt erst nachher.
Ja, es war wirklich ein Freudentag, schon ganz früher. Damals, als es wirklich noch eine – auch so empfundene – Kirchenstrafe war, wenn man vom Abendmahl ausgeschlossen wurde. Denn heute, an diesem besonderen Tag, als Jesus sogar mit seinem späteren Verräter Judas das Abendmahl feierte, da durften auch sie wieder kommen. Sie, die (so steht's in Wikipedia) „dürres Holz“ gewesen waren und nun wieder anfingen zu „grünen“, sie durften an diesem Tag wieder mit zur Kommunion. Ja, ein Freudentag mitten in dieser von Leiden, Nachdenklichkeit und Tod geprägten Zeit: Du gehörst dazu! Deine Sünden sind dir vergeben.
Gründonnerstag: Das sollte kein Tag sein, an den sich die Kinder mit Grauen erinnern. Lasst sie doch was essen, was ihnen schmeckt. Es ist ein Freudentag mitten in dieser dunklen, stillen Woche. Das feiern wir heute abend, überall in den Kirchen. Einen frohen Gründonnerstag!
