Not macht erfinderisch. In der Tat. Und, seien wir mal ganz ehrlich: Bei kirchlichen Mitarbeitenden herrscht fast immer irgend eine Not. Da wird eine neue, kreative Stelle aus dem Boden gestampft – aber wo soll der Mitarbeiter hin? Ach, wir haben da doch noch dieses Mietshaus, ein wenig heruntergekommen zwar, aber die eine Wohnung steht leer, da kann er sich ein Zimmer nehmen. Fürs Büro. Sind nur zehn Quadratmeter, aber das sollte doch auf jeden Fall reichen.
Klar reicht das: Für einen Schreibtisch und zwei, drei Schränke. Sogar eine winzige Besprechungsecke hat der Kollege noch in diesem Raum untergebracht. Doch was ihm definitiv fehlte: Abstellplatz für diverse Materialien.
Wieso? Das Mietshaus hat doch einen Keller, und zu jeder Wohnung gehört da ein Raum, sollte man meinen? Ach nein, da hat doch die Kirchengemeinde die alten, ausrangierten Bücher aus der Bücherei gestapelt. Und die alte Kücheneinrichtung aus dem Jugendhaus steht da auch drin. Ganz zu schweigen von den Uralt-PCs von 1990, die „man ja vielleicht nochmal irgendwann brauchen könnte, zum Beispiel für die Jugendarbeit“. Ja, und seit letztes Jahr noch der uralte, wurmstichige, aber historisch wertvolle (weil vom beliebten und unvergessenen Vor-Vor-Vorgängerpfarrer angeschaffte) riesige Besprechungstisch hineingeschoben wurde, ist der Keller definitiv überfüllt. Kein Platz für aktuelle Dinge. Und außerdem hat der Hausmeister gesagt, aus Brandschutzgründen dürfe da sowieso nichts gelagert werden. So.
Not macht erfinderisch. Wohin mit diversen Originalverpackungen von Computer, Monitor und so weiter, die im Garantiefall eventuell wichtiger sein könnten als die alten Büchereihefte? Ich staunte nicht schlecht, als ich bei besagtem Kollegen einmal auf die Toilette ging. Da waren sie gestapelt. An einem Ort, der in einem Büro nicht unbedingt genutzt werden musste: In der Dusche.