Und da standen die nette Frau und ich vor der Kirchentür und kamen nicht hinein. Der Grund: Das Fernsehen übertrug den Gottesdienst am Sonntag aus der Salvatorkirche. Was weder auf der Internetseite der Gemeinde noch sonstwo vermerkt war, mag auch sein, dass ich es übersehen hatte. Und nun? Zurück nach Hause?
Die nette Dame kopfschüttelte die ganze Zeit als wir uns dann zum Circuszelt machten, wo der Famliengottesdienst stattfand. Sie sei ja freikirchlich, bei ihrer Gemeinde stünden die Türen immer offen, wenn jetzt jemand Hilfe brauchen würde, der käme ja gar nicht in die Kirche und überhaupt sei es schon bezeichnend wie wichtig das Fernsehen selbst für die Kirche sei. Ich konnte ihr da nur zustimmen. Sicherlich hatte das Fernsehen Angst dass jemand über die Kabel stolpere, aber gleich komplett abzuschließen für den Festgottesdienst - das fand ich auch übertrieben.
Im Nachhinein aber muss ich Gott wohl dafür danken, dass er die Türen vor meiner Nase zumachte - denn der Famliengottesdienst in einem richtigen Circuszelt war total toll. Endlich mal wieder ein Gottesdienst mit Schwung und Elan. Na ja, die modernen Lieder, die kann halt nicht jeder mitsingen aber sowas wie "Aufstehn, aufeinander zugehn" mit Band und jungen Chorsängern - hat doch was. Gut, sie trafen nicht jeden Ton so genau, aber egal. Das Team jedenfalls muss schon etliche Erfahrungen mit Kindern gemacht haben. Schön, klar, ist ja was Besonderes eh schon wenn man in einem Circuszelt Gottesdienst feiert. Aber dann kams zur Spielszene.
Es war die Geschichte von Jakob und der Himmelsleiter. Da hing natürlich schon eine Leiter von der Kuppel. Später aber wurde dann - äußerst entzückend - ein kleines Mächen, vermutlich Artistentochter, als Engel in die Kupel gehievt. Äußerst toll natürlich für die Kleinen. Die Spielszene selber war auch so gemacht, dass man die Kinder einbezog und dann konnte man noch einen Stein - warum einen Stein? Man sollte mal die Geschichte im Alten Testament nachlesen, dann kommt man drauf ;-) - als Denkstein beschriften. Als Erinnerung daran, dass Gott manchmal ausgerechnet diejenigen aussucht, die alles andere als untadellig und rein sind: Die Betrüger, Schwindler, Gauner.
Als ich zum Schluss hinaustrat verglich ich dann - einerseits hätte ich anderthalb Stunden in der Salvatokirche geschwollenen Reden zum Festtag hören, Orgelmusik und eine Predigt über mich ergehen lassen müssen. Andererseits konnte ich mitklatschen, -schnippen, -singen und hatte meinen Spaß. Ich vermute stark, ich habe am Sonntag definitiv den besseren Gottesdienst erlebt.