Wenn das Christkind dreimal klingelt

Wenn das Christkind dreimal klingelt

Wer bringt bei Ihnen denn den Kindern die Weihnachtsgeschenke? Das Christkind? Der Weihnachtsmann? Oder doch die Eltern? Für manche Eltern eine schwierige Frage. Kleinere Kinder leben in einer „magischen“ Welt, in der solche Dinge wie das Christkind oder vielleicht auch die Schnullerfee völlig selbstverständlich sind. Und natürlich der liebe Gott, der alles erschaffen hat und irgendwo da oben herumschwebt, nett lächelt und sich seinen weißen Bart krault.

Nach und nach wird dann dieses behagliche, heimelige Weltbild angekratzt, schließlich ganz aufgebrochen. Erste Zweifel kommen möglicherweise auf, wenn Kinder mit Tod oder Leid konfrontiert werden und der Frage, die so viele Menschen bewegt: Wie kann Gott das zulassen? Ist er denn dann ein „lieber Gott“? Und dann die Sache mit dem Christkind und, ach ja, natürlich auch dem Osterhasen. Interessanterweise müssen die Erkenntnisse nicht alle gleichzeitig kommen – ein Kind kann durchaus noch an den Osterhasen glauben, aber nicht an das Christkind, oder umgekehrt. Unsere neunjährige Tochter hat mittlerweile durchaus mitgekriegt, dass ihr Papa an Ostern die Eier versteckt. Die Sache mit dem Christkind haben wir ihr aber doch etwas schwer gemacht, zugegeben. Selbst unsere Große mit 14 Jahren rätselt noch, wie wir es bewerkstelligen. Hoffentlich liest sie diesen Eintrag nicht, denn hier verrate ich es: Ich habe einfach eine CD gebrannt mit zwei Minuten Stille und daran anschließend dem Läuten der Weihnachtsglocke. Meine Frau geht mit den Kindern ins Kinderzimmer, ich „muss eben noch die Geschenke für meine Frau einpacken“ (was nicht mal gelogen ist, das vergesse ich jedes Jahr), richte alles her, mache die CD an und bin schon eine ganze Weile bei den Kindern im Zimmer, wenn es im Wohnzimmer läutet.

Ich glaube, dieses Jahr wird uns das auch nichts mehr helfen. Die Jüngste hat schon angekündigt, dass sie mich auf Schritt und Tritt beobachten wird und mich nicht aus den Augen lässt. Und ich denke, es ist auch an der Zeit. Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, die alte, magische Welt hinter sich zu lassen. Sich dem Leben zu stellen, wie es eben ist. Selbst nach Antworten zu suchen, nun nicht mehr auf die Frage: „Gibt es das Christkind?“, sondern eher: „Gibt es Gott?“ - „Was bedeutet es für mich, dass Jesus geboren wurde?“ - „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ und natürlich: „Wie kann Gott das zulassen?“

Fragen, an deren Beantwortung viele Menschen scheitern. Oder die sie für sich ablehnend beantworten. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie sich in diese schöne, geordnete Kleinkind-Welt zurücksehnen und auch Gott sie nicht dorthin zurückbringt?

Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, sich den Realitäten zu stellen. Auch das „Christkind“, das süße putzige Jesulein im Krippelein wurde erwachsen. Und sein Leben war nicht süß und putzig, im Gegenteil. Es endete ziemlich früh und sehr schmerzhaft. „Kreuzigt ihn!“ schrien die Menschen, die ihm kurz vorher noch zugejubelt hatten. Und ließen ihn hängen, ihn, von dem viele sagten, er sei der Sohn Gottes.

Ob er wirklich drei Tage später auferstanden ist oder ob das nur der Sehnsucht seiner Freunde nach einer heilen Welt entsprang – diese so wichtige Frage kann jede und jeder nur für sich selbst beantworten. Ich jedenfalls glaube daran, dass die heile Welt, nach der wir uns sehnen, eines Tages Wirklichkeit wird. Und ich glaube, dass die Kinder mit ihrem unbefangenen Herangehen dem Reich Gottes viel näher sind als wir von unserem Verstand getriebenen Erwachsenen.

Lukas 18, 15-17
Sie brachten auch kleine Kinder zu ihm, damit er sie anrühren sollte. Als das aber die Jünger sahen, fuhren sie sie an. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

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