Was mich lähmt...

Was mich lähmt...
Manchmal ist mir langweilig. Nicht dieses kurze: „Hmm... was mache ich jetzt?“ Sondern so langweilig, dass ich nichts mehr mache.

Es gibt Langweile die Kreativität freisetzt, quasi die Ruhepausen in unserer stressigen Zeit, wie es gerne gesagt wird. Aber Langweile kann auch eine andere Form haben, lähmend, zeitverzerrend. Da hilft es dann auch nicht, wenn immer wieder Menschen sagen: Dann unternimm doch einfach etwas. Echte Langweile lähmt.

Ich weiß, dass Studien gezeigt haben, dass es statistische Zusammenhänge zwischen Langeweile und Depression gibt. Und wenn mir langweilig ist, habe ich eine Ahnung von diesem Zusammenhang.

Dabei passiert viel in meinem Leben. Und in der Vorstellung vieler Menschen bin ich doch beruflich immer irgendwo in Notfalleinsätzen, stehe an Gräbern oder erfahre Gott in meinem täglichen Gebet. Aber das ist nicht so. Überhaupt nicht. Manchmal ist mir so langweilig, dass ich wütend werden könnte. Wenn mir nicht so langweilig wäre.

Niemand weiß bisher, ab welchem Punkt das mit der Langweile so krass wird, dass das Leben davon tatsächlich beeinflusst wird. Aber Wissenschaftler untersuchen das. Wenn die Langeweile meine Hände nicht festhält, google ich danach. Da kann man auch erfahren, dass Langweile ein bisschen wie Alkohol ist. Langeweile verstärkt das, was im Menschen bereits angelegt ist. Wenn ich zum Beispiel einer Ideologie anhänge und zur Langweile neige, radikalisiert sich die Ideologie leichter.

Vielleicht also, wenn meine Langeweile chronisch werden würde, und die Menschen Recht haben, die Ideologie und Religion gleichsetzen, würde ich zu einer radikalen Christin. Vielleicht würde ich dann vor lauter Radikalität keine Langeweile mehr empfinden. Aber ich würde eigentlich doch gerne ich selber bleiben, nur eben ohne die Langeweile. Aber das scheint nicht möglich zu sein, zumindest liegt es nicht in meiner Hand. Ich bin Mensch, ich langweile mich. Das gehört wohl zusammen.

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