„Gott ist außen, Gott ist oben, Gott ist jenseits.“ – solche Sätze hört man in der Kirche und manchmal in Gesprächen. Für viele ist Gott eine Art Gegenüber. Sie sehen das nicht, aber es ist da. Oder ‚Gott‘ kommt einem wie eine verborgene Kraft aus allem entgegen. Das Meer ‚spricht‘ auf einmal „Ich war vor dir da. Aus mir stammst du. Ich werde nach Dir auch da sein.“
Sowas erleben viele Leute, egal, ob sie sich religiös oder kirchlich verstehen. Ich glaube, so beginnt Spiritualität. Dass etwas durch das scheinbar Normale zu mir spricht. Es ist groß, und es sagt einfache Sachen.
Stefan hat als Weltenbummler nach der Schule bei einer vietnamesischen Familie übernachtet, die ihn vor einem großen Gewitter in den Bergen rettete. Und das, obwohl ihr kleinstes Kind fieberte und sie seit dem Abend in großer Unruhe lebten, weil kein Arzt erreichbar war. Das Kind ist dann im Morgengrauen gestorben. Stefan saß dabei und konnte nicht helfen. Das hat ihn so bewegt, dass er sich zuhause zum Kinderarzt ausbilden ließ. Dies Erlebnis hat ‚zu ihm gesprochen‘. Er konnte nicht anders als sein ganzes Leben einzusetzen für Kinder. Er schimpft manchmal über das Hamsterrad in der Arbeit, aber er ist dabei sehr glücklich, denn er tut, was ihm sein Innerstes ‚gebietet‘. Er ist äußerlich eingespannt aber innerlich sehr frei. Er liebt seine Arbeit und die Leute lieben ihn dafür. So etwas nennt die christliche Tradition ‚Hingabe‘ – sich verlieren an etwas Großes. Und sich dabei finden. Sein Gott hat ihm quasi ‚von außen‘ dies Erlebnis gesandt, so sieht er es im Rückblick. Er sagt auch manchmal: „In dem sterbenden Kind habe ich Jesus gesehen, der leidet.‘
Und ich würde außerdem sagen: Ich sehe in Stefan einen Menschen, der ist von etwas Großem angefasst und hingerissen worden damals. Das nennt er Gott. Und dann ist Stefan auch ein bisschen wie Jesus. Er trägt Gott, das heißt das Erlebnis wie seinen Auftrag im Herzen. Also ist Gott in ihm - so wie in Jesus damals. Gott also innen und außen.