TV-Tipp: "Die Toten von Salzburg: Mord in bester Lage"

Getty Images/iStockphoto/vicnt
12. März, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Die Toten von Salzburg: Mord in bester Lage"
Sozialer Wohnungsbau mit großzügiger Dachterrasse und Swimmingpool: Das klingt zu schön, um wahr zu sein; und so ist es in diesem Krimi leider auch.

"Mord in bester Lage" heißt der elfte Krimi mit Michael Fitz als bayerischer Kommissar, den es regelmäßig über die Grenze nach Österreich verschlägt. Anfangs war Hubert Mur ein mürrischer Grantler, aber seit er es in Salzburg nur noch mit der Kollegin Russmeyer zu tun hat, ist er deutlich besser gelaunt. Zwar gönnt er sich nach vor gelegentliche Seitenhiebe auf die österreichische Lebensart, doch selbst Hofrat Seywald (Erwin Steinhauer) nimmt die kleinen Bosheiten mit Humor. Seit Russmeyers Chef seine Homosexualität offen auslebt, hat sich sein Verhalten ohnehin grundlegend verändert; ein schönes Beispiel dafür, wie sich etablierte Figuren plausibel wandeln können. 

Heitere Anteile hatte die 2016 gestartete ARD/ORF-Reihe "Die Toten von Salzburg" immer schon, aber mittlerweile tendieren die Filme deutlich zur Krimikomödie. Selbst die Musik bleibt durchgängig entspannt. Zwischendurch sorgen Hinterkörner sowie Erhard Riedlsperger, der bislang alle Filme der Reihe inszeniert hat, ohnehin immer wieder für kleine Auflockerungen, etwa in Form des abrasierten und offenbar sehr vermissten Oberlippenbart Seywalds; einmal malt der Hofrat seinem Spiegelbild gar einen Moustache ins Gesicht. 

Todesfälle gibt es allerdings nach wie vor: Vanessa Pöttler (Judith Altenberger) feiert mit ihrer Freundin Noelle das Ende der gemeinsamen Schulzeit, als ihr Vater sie bittet, ihn abzuholen. Pöttler senior ist Vorarbeiter auf einer Baustelle, aber kaum ist seine Tochter eingetroffen, stürzt er hoch droben vom Gerüst in die Tiefe. Vanessa hat ein Handgemenge beobachtet, doch niemand glaubt ihr, dass ihr Vater gestoßen worden ist. Weil sich das Unglück außerhalb der Arbeitszeit ereignet hat, gibt’s nicht mal Geld von der Versicherung.

 

Fünf Jahre später sucht die junge Frau immer noch nach einer Erklärung. Bei einem Treffen der Immobilienbranche in Seywalds Stammcafé hofft sie auf Antworten. Hier trifft sie ihre Freundin, zu der sie seit der Beerdigung des Vaters keinen Kontakt mehr hatte. Noelle ist mittlerweile Maklerin. Am nächsten Tag findet "Herr Wolfgang", der von Seywald überaus geschätzte Kellner des Cafés, ihre Leiche: Die beiden waren in einem Neubau verabredet, sie wollte ihm eine Wohnung zeigen; dort ist sie erschossen worden, als sie sich nach dem Branchentreffen überzeugen sollte, ob alles in Ordnung ist.

Nicht ganz glaubwürdig lenkt Maria Hinterkörner, die vor einigen Jahren auch das Drehbuch für den ersten Salzburg-Krimi ohne den vom ORF suspendierten früheren zweiten Hauptdarsteller Florian Teichtmeister geschrieben hat ("Schattenspiel", 2023), den Verdacht auf Vanessa: Dass die junge Frau eine Pistole mit Schalldämpfer besitzt, wirkt doch etwas weit hergeholt; ganz abgesehen von der Frage, welchen Grund sie haben sollte, ihre einstmals beste Freundin zu ermorden. Plausibler, interessanter und fesselnder sind die Recherchen von Mur und Russmeyer in der Immobilienbranche. Gerade der Bayer nähert sich dem Metier mit profunder Skepsis: "Wo endet der Mensch, wo beginnt der Makler?" 

Die Ermittlungen geben Mur selbstredend Recht. Alsbald zeigt sich, dass der allseits verehrte Star der Branche, Bauunternehmer Francis Zeferer (Christopher Schärf), seine hochgesteckten Ziele mit zumindest in moralischer Hinsicht unlauteren Mitteln erreicht: Großzügige Geschenke erhalten die Freundschaft; vor allem zu den Mitgliedern von Baukommissionen. Aber würde der charmante junge Mann auch über Leichen gehen? Die von Vater Franz gegründete Firma heißt Fraze (englisch ausgesprochen). Der alte Zeferer hatte ein soziales Gewissen und stets nach der Devise 50:50 gebaut: fünfzig Prozent für die Rendite, fünfzig Prozent erschwinglicher Wohnraum. Das galt auch für jenes Gebäude, an dem einst Tobias Pöttler sein Leben ließ. Seither ruht die Baustelle, und schon allein das ist mehr als merkwürdig. 

Zu den allgemeinen Geschäftsbedingungen jedes Krimis gehört unter anderem die Mitwirkung prominenter Gäste, die umgehend verdächtig sind. In diesem Fall ist das Michael A. Grimm: Makler Becherling aus Traunstein war der frühere Arbeitgeber von Noelle und ist mit der Fraze verbandelt; außerdem hat die Überwachungskamera am Haus sein Auto erfasst. Der Kreis zu Vanessa schließt sich, als sich rausstellt, dass Noelle auch für die brachliegende Baustelle zuständig war. Hier, wo alles begann, findet das Finale statt, aber selbst jetzt hält sich die Spannung in Grenzen. Sehenswert ist der unterhaltsame Krimi trotzdem.