Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten.
Das ist eine seltsame Woche. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Jesus ist weg. Und der Heilige Geist ist noch nicht da.
Die Jünger*innen warten. Ich warte. Wie auf die Kellnerin, die mich hoffentlich bald fragt, was ich bestellen will. Ich weiß, dass sie vorbeikommen wird, aber es dauert. Milchkaffee bitte.
Auf den Heiligen Geist warte ich.
Jesus hat gesagt: Wenn ich fortgehe, kommt der Tröster oder: die Anwältin der Schwachen. Es wird etwas auf uns und in uns hinein fallen. Wie Feuer. Wie Licht.
Ich warte. Übe Warten. In kleinen Portionen, weil ich nicht gut in großen Dingen bin.
10 Minuten im Straßencafé. Ohne in mein Handy zu schauen.
Ein alter Mann in einem gestreiften Poloshirt ißt ein Eis. Mit einem rosa Plastiklöffel aus einem bunten Pappbecher. Ein junger Mann mit Vokuhila-Frisur und Cargohose (Armystyle) verkauft am Blumenstand Pfingstrosen. Am Nebentisch reden sie davon, dass heutzutage niemand mehr zum Niedersachsentag fährt. Der alte Mann ißt noch immer sein Eis. Der Wind geht durch die Bäume mit den kugelförmig zugeschnittenen Kronen. Orchideen blühen hinter Zellophan. Die Änderungsschneiderei gegenüber hat geschlossen. Heute keine „Änderungen und Reparaturen aller Art“.
Ich warte. Es wird etwas auf uns fallen und in uns hinein. Wie Blüten und Wind. Ich warte und bete:
Repariere mich, Ewiger. Repariere die kleinen Löcher in meiner Seele. Und das große, das mich manchmal (morgens und nachts) verschlingen will. Mach passend, was ich schlecht aneinander genäht habe, zu fest oder zu lose. Aus den Laufmaschen mach Richelieu-Stickerei.
#etwaswird
Wochenaufgabe:
Übe Warten. An Orten, zu Zeiten und in Portionen, die du magst. Schau, was passiert.
Schreibe eine Notiz, mache ein Foto, nimm ein Geräusch auf.
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