Queere Hilfe in Zeiten des Krieges

Foto zeigt eine Friedenstaube, gemalt in den Farben der ukrainischen Flagge (blau, gelb), darunter steht No War - gesehen am Tor einer Hofdurchfahrt in Berlin.
Foto: Rainer Hörmann / gesehen am Tor einer Hofdurchfahrt in Berlin
Ukraine Queere Hilfe für Geflüchtete
Queere Hilfe in Zeiten des Krieges
Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine zeigt die queere Community Solidarität, um die Auswirkungen des Krieges für queere Menschen dort wie für jene auf der Flucht zu mildern. Versuch eines ersten Überblicks.

Die queere Community hat sehr schnell auf die Invasion russischer Truppen in der Ukraine reagiert. Das war zum einen möglich, weil es, wie etwa mit dem Projekt Munich Kyiv Queer (Internetseite deutsch / ukrainisch), schon eine langjährige Zusammenarbeit deutscher und ukrainischer Gruppen gab, zum anderen, weil schon seit Jahren Erfahrung in der Beratung, Betreuung von und Kooperation mit queeren Flüchtlingen, queer refugees, gesammelt wurde. Innerhalb kürzester Zeit haben diverse LSBTIQ*-Organisationen ein Bündnis Queere Nothilfe Ukraine gegründet und einen gemeinsame Spendenplattform ins Leben gerufen sowie eine Online-Petition iniitiert, mit der die Bundesregierung zum Schutz von queeren Menschen aus der Ukraine aufgefordert wird. Zu dem Bündnis bzw. zu den Erstunterzeichnern gehören u.a. der CSD Deutschland e.V., die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der Bundesverband Trans*, die Lesbenberatung Berlin / LesMigraS, queer amnesty, der LSVD oder die queeren Gruppen der SPD, der Linken und der Grünen.

In Berlin kommen derzeit sehr viele Kriegsflüchtlinge am Hauptbahnhof an; ein Foto zeigt einen Stand, der mit Regenbogen- und Trans*flagge, signalisiert, dass hier auch queere Ankommende Rat und Hilfe – so gut es eben geht – erhalten. Die Vermittlung von Unterkünften ist eine der zentralen Herausforderungen. Die Angebote der Schwulenberatung Berlin für LSBTIQ* Geflüchtete sind seit Ende Februar auf der Internetseite auch auf Ukrainisch beschrieben. Ebenfalls engagiert in der Unterstützung queerer Ukrainer*innen: Quarteera, der Verband russischsprachiger LSBTIQ- Menschen in Deutschland mit Sitz in Berlin. Unterstützung kommt natürlich nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus zahlreichen anderen Ländern Europas.

Der Krieg - als ob er als solcher nicht schrecklich genug wäre – bedeutet besondere Notlagen und Herausforderungen für queere Menschen. Es gibt erste Meldungen von einem Einbruch und Verwüstungen im Büro einer LSBTIQ-Menschenrechtsgruppe in Kyiv (wobei unklar ist, wer die Täter waren). In der taz schildert Wadim Jakowlew, wie queere Menschen den Krieg in der Ukraine erleben. Dazu gehört auch der Vorfall, „dass ein trans Mann in einem Luftschutzkeller Schutz suchen wollte, aber seine Nachbarn haben ihn nicht reingelassen. Weil er trans ist.“ Trans-Frauen werden in der Ukraine in ihrer geschlechtlichen Identität nicht anerkannt, dürfen „als Männer“ nicht ausreisen und müssen damit rechnen, zum Militär eingezogen zu werden. Das magazin.hiv der Deutschen Aidshilfe berichtet über die besondere Notlage von Menschen mit HIV: Die Versorgung mit Medikamenten droht wegzubrechen.

Eine zusätzliche Sorge: Sehr viele Flüchtende werden in direkt an die Ukraine angrenzenden Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien Schutz suchen. In den genannten Ländern herrscht seit Jahren eine rigide Politik gegen Homo-, Transsexuelle, und queere Geflüchtete könnten sich dort mit (zusätzlicher) Diskriminierung konfrontiert sehen.

Für die Zukunft fürchten viele queere Ukrainer*innen eine russische Besatzung in ihrer Heimat. In einem Artikel des Queerspiegels verweist Alex Belopolsky von Munich Kyiv Queer auf die (Menschenrechts-)Lage in den seit 2014 russisch besetzen Gebieten des Donbas, wo zu den ersten Handlungen die Zerstörung eines schwulen Clubs und eines queer-freundlichen Kulturzentrums gehörten.

Eine Zukunft, die so hoffentlich nicht eintreffen wird. Doch dazu muss der Krieg enden, müssen sich Putins Truppen zurückziehen. Sofort.

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