Lesenswert!

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Nicole Warning und Ineke Lautenbach (v.l.).
Foto: Jenni Schuldink
Nicole Warning und Ineke Lautenbach (v.l.).
"Die Geschichten werden dein Leben verändern", schreibt Sister Jeannine Gramick in ihrem Vorwort zum Buch "Und GOTT sah, dass es sehr gut war – Katholische LSBT-Menschen aus Europa erzählen ihre Geschichten". Das Buch ist seit Dezember 2016 auch auf deutsch erhältlich.

Ein Jahr nach der Herausgabe des englischen Buches "And GOD saw it all was very good -
Catholic LGBT People in Europe Telling Their Stories" liegt die deutsche Übersetzung vor. 34 persönliche Geschichten werden im Rahmen von sechs Themenbereichen vorgestellt: Familie - Ist Katholischsein Heimat? - Ein religiöses Leben? -  Eine lange Reise - Bedeutsame Ereignisse – Einsatz für Verständnis und Akzeptanz. Die lesbischen, schwulen, transgender und queeren Autorinnen und Autoren sind zwischen 20 und 80 Jahre alt und kommen aus 13 verschiedenen europäischen Ländern: Albanien, Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Malta, die Niederlande, Norwegen, Polen, Russland, Spanien und Tschechien. 

Nicole Warning, die Koordinatorin der deutschen Ausgabe, berichtet, dass 26 ehrenamtliche Übersetzerinnen und Übersetzer an der deutschen Ausgabe mitgewirkt haben. Dazu kommen drei Korrekturleserinnen. Das ist eine beeindruckende Projektleistung. Sie gründet sich auf die gute Vernetzung der christlichen Lesben, Schwulen, Bi-, Trans-, Intersexuellen und Queer (LSBTIQ) Netzwerke und die beharrliche Koordinationsarbeit von Nicole Warning. Was sie durch die Lektüre gelernt hat:

„Mich hat überrascht, wie viele katholische LSBT-Menschen irgendwann mal eine Zeit im Kloster verbracht haben (oder es noch tun), und wie viele innere (und äußere) Kämpfe ausgefochten wurden, um Katholisch- und LSBT-Sein unter einen Hut zu bekommen. Ich kann das aus meiner eigenen evangelischen Biographie nicht nachvollziehen. Da es offenbar noch immer sehr schwer ist, beides gut zusammen zu leben, ist es toll, dass es 34 beispielhafte Geschichten gibt, die davon erzählen, wie es gehen kann und die ermutigen können. Mein Wunsch ist es, dass auch katholische Kirchenobere die Geschichten lesen, um zu erfahren, wie schwer es die offizielle katholische Lehre Menschen macht, im Frieden mit sich zu leben. Vielleicht führt das ja irgendwann dazu, dass Verantwortliche von offizieller katholischer Seite anders mit der Thematik umgehen werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt!“

Die deutsche Ausgabe wurde auf der Lesbentagung der Evangelischen Akademie in Bad Boll am 16.12.2016 im Rahmen einer kleinen Lesung vorgestellt. Etwa 30 Frauen waren anwesend, als Ausschnitte aus verschiedenen Geschichten katholischer LSBTIQ vorgelesen wurden. Die niederländische Verlegerin Ineke Lautenbach war dazu eigens angereist und hatte 25 frisch gedruckte Bücher im Gepäck. Sie konnte sie an dem Wochenende alle verkaufen. Weitere Exemplare wurden bestellt. Kein Wunder! Denn das Buch lohnt sich. Es werden ganz persönliche Geschichten über Coming Out, Sinnsuche, Glauben und Mitgliedschaft in der katholischen Kirche vorgestellt. Die Geschichten zeigen eine große Vielfalt von Suchbewegungen und Lebenswegen, wie Religiosität, sexuelle Selbstbestimmung und persönliche Identität miteinander verbunden werden können.

Was ich anlässlich der Englischen Originalausgabe im Jahr 2015 in einer Kundenrezension geschrieben habe:

„Es ist spannend und berührend, wie sich die Akteure für Anerkennung, Respekt und Gleichberechtigung in und außerhalb der katholischen Kirche eingesetzt haben und es immer noch tun. Sie haben teilweise Diskriminierungen und Ausgrenzungen erlebt und/oder mit ihrem Glauben gerungen. Vor allem aber leben sie ihr Leben, vielfältig und bunt, mit Freundinnen und Freunden, mit und ohne Kinder, in Regenbogenfamilien, mit solidarischen Netzwerken und Familienangehörigen. Es ist ein bewegendes Buch, das zeigt, dass es längst Realität ist, lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell und katholisch zu sein, egal was der Vatikan dazu sagt.“ 

Die Geschichten helfen dabei, das Bewusstsein über die komplizierte Situation von katholischen LSBTIQ zu erhöhen. Sie verheimlichen nicht die schwierige Gradwanderung zwischen Ausgrenzung, Doppelleben, Selbstbestimmung und Sichtbarkeit in der katholischen Kirche und beschreiben ganz unterschiedliche Suchbewegungen auf dem Weg zu sich selbst.

 

Informationen zum Buch:

Das Buch kann ab sofort über amazon für 15 Euro käuflich erworben werden. Es wird im „Print-on-Demand-Verfahren“ vertrieben. Daher kann die Lieferung einige Tage dauern. 

Terminhinweis:

Am 1.02.2017 findet in Köln der jährliche Fachtag des Projektes "Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie/Transphobie" zum Thema "Religion und LSBTIQ-Akzeptanz an Schulen" statt.  Referierende werden u.a. Monika Barz und Michael Brinkschröder sein. Auf dem Fachtag wird das Buch vorgestellt werden.

Zur Geschichte der Englischen Ausgabe des Buchs:

Kerstin Söderblom: „Story Telling”

Zur Situation katholischer LSBTIQ:

Kerstin Söderblom: „Offene Türen? Die Katholische Kirche und die Familiensynode in Rom“

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