Es ist nicht alles Duft, was blüht

Es ist nicht alles Duft, was blüht

Wir Hobbygärtner sind ja stets bemüht, eine (unserer Meinung nach) ideale Welt zu schaffen. Es soll grünen und blühen in unseren Gärten, dass es nur so eine Freude ist. Und es soll natürlich auch gut duften, schließlich wollen wir, dass unsere Kinder und Enkelkinder später einmal gern an uns beziehungsweise unseren Garten erinnern, wenn sie an einer Rose oder einem Flieder riechen.

Im wirklichen Leben ist natürlich nicht alles Duft, was blüht, jedenfalls nicht unserem Empfinden nach. Die Beurteilung, ob ein Geruch angenehm oder abstoßend ist, ist höchst subjektiv und von den von Mensch zu Mensch verschiedenen Geruchsrezeptoren, aber auch von unserer Erziehung, der Kultur in der wir aufwachsen, und eben von den mit einem Geruch verbundenen Erinnerungen abhängig. Ob Studentenblumen (Tagetes), Buchsbaum oder Storchschnabel als gut riechend oder als Stinker empfunden werden, hängt vor allem vom individuellen Empfinden ab.

Aber es gibt Gerüche, die wohl von jedem als unangenehm empfunden werden. Aas-, Kot- oder Harngeruch etwa, oder der Geruch nach vergammeltem Fisch. Ja, all diese Duftnoten gibt es auch im Pflanzenreich, und es hat seine Berechtigung, weil die jeweiligen Gewächse auf diese Weise Fliegen oder Käfer anlocken, die auf derlei „Düfte“ stehen und dann für die Bestäubung sorgen. Ich erinnere mich an die Stinkmorchel, die vor einigen Wochen in unserem Garten auftauchte[1]. Und an eine Sukkulente (Orbea variegata), die ich als Kind hegte und pflegte und wie ich mich wie verrückt freute, als sie über und über mit Knospen bedeckt war – bis diese sich öffneten und die hübschen Blüten einen ekelhaften Gestank nach verdorbener Wurst verströmten. Und an die Durian-Frucht, die mir einmal auf Bali zum Essen angeboten wurde; der Gestank hielt mich allerdings von einer Kostprobe ab.[2]

Jürgen Dahl, der einmal anlässlich einer Bundesgartenschau einen „Stinkgarten“ geschaffen hat, hat für diesen Anlass unter anderem den Stinkenden Gänsefuß ausgewählt, der nach fauligem Fisch riechen soll, Doppelsamen (laut Dahl hat er die Duftmarke „angebrannter Schweinebraten“) und Drachenwurz (Gammelfleisch). Und Rosenwaldmeister, dessen englischer Name den wahren Sachverhalt besser trifft – wet fox heißt er hier, und er riecht angeblich genau so: nach nassem Fuchs.

Ich persönlich habe keine Ahnung, wie ein nasser Fuchs riecht, und ich möchte es auch nicht herausfinden. Deshalb bemühe ich mich lieber weiter um die Schaffung einer idealen Parallel-Welt, in der es grünt und blüht. Und duftet, dass es eine Freude ist.



[1] Sie wurde inzwischen von uns entsorgt – ihr Gestank wurde zu einer echten Belästigung, wenn wir auf der Gartenbank saßen. Tipp: Wenn Sie Stinkmorcheln loswerden möchten, sollten Sie am besten den ganzen Pilz (auch schon im Frühstadium, also als sogenanntes Hexenei) samt Wurzeln ausgraben. Danach die betreffende Stelle mit Kalk bestreuen, denn Stinkmorcheln bevorzugen sauren Boden, der durch den Kalk neutralisiert wird.

[2] Dazu ein Zitat von Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Durian : Aufgrund der Geruchsbelästigung ist die Mitnahme von Durianfrüchten in Hotels oder Flugzeugen meist nicht gestattet. Setzt sich der Geruch erst einmal fest, ist es schwierig, ihn wieder loszuwerden. Deshalb ist es in Hotels üblich, bei Verstoß gegen das Durian-Verbot das Zimmer für eine weitere Woche bezahlen zu müssen. In Singapur ist auch das Mitführen von Durians in der U-Bahn untersagt, worauf entsprechende Schilder hinweisen; auf eine Strafe wird allerdings verzichtet. In Malaysia ist das Mitführen dieser Frucht in Zügen und Flugzeugen ebenfalls untersagt.

 

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