Sagt Ihnen die Abkürzung GCHQ etwas? Sie steht für Government Communications Headquaters, Sie wissen schon, die britische Regierungsbehörde, über deren Abhöraktivitäten es fast jede Woche neue Enthüllungen gibt. Im großen Stil werden da Computer ausspioniert, E-Mails mitgelesen und Telefongespräche belauscht.
Wenn ich Verschwörungstheoretikerin wäre, würde ich seit Kurzem annehmen, dass sich die Agenten auch für das interessieren, was sich der Mann und ich auf unserer Gartenbank unter dem Apfelbaum zu sagen haben. Und dafür eher unkonventionelle Methoden bzw. Mitarbeiter einsetzt.
Als wir nämlich vorigen Samstag auf besagter Bank saßen, ertönte plötzlich aus dem Blätterwerk über uns ein Pfeifton, danach eine blecherne Stimme, die von weit her zu kommen schien und mit Rauschen und Knistern unterlegt war. Was gesagt wurde, verstanden wir nicht, aber es war eindeutig das „Piiiieeeep“ eines Anrufbeantworters, gefolgt von einer Nachricht, die auf einem (nebenbei bemerkt ziemlich krächzigen) Band hinterlassen wurde.
Als wir entgeistert nach oben blickten, saß dort kein mit Schlapphut, Trenchcoat und Sonnenbrille bekleideter Spion, sondern – ein Star. Nein, keine Berühmtheit aus Funk oder Fernsehen, sondern ein Star mit Schnabel, Federn und Flügeln. Und während seine Kollegen sich keckernd unterhielten, saß er allein auf einem Zweig und imitierte eine answering machine.
Ich habe keine Ahnung, wessen Nachrichten er da belauscht hat und nun in die Welt hinausposaunt. Aber da ich keine Anhängerin von Verschwörungstheorien bin, gehe ich einfach mal davon aus, dass es sich um denselben Vogel handelt, der in den vergangenen Jahren regelmäßig von den umliegenden Dächern und Antennen herunter ein Handyklingeln ertönen ließ. Vermutlich hat er sein Repertoire erweitert, denn sicher muss auch ein Star-Agent gewisse Fähigkeiten vorweisen, wenn er sich beim GCHQ bewerben will.
Diskretion gehört seiner Meinung nach aber offenbar nicht dazu.