In dem Dokumentarfilm geht es um das Geschäft mit dem Durst: In Pakistan und Nigeria hat Nestlé, der größte Lebensmittelkonzern der Welt, dafür gesorgt, dass ausgerechnet die Ärmsten der Armen kein Trinkwasser mehr haben, weil die Grundwasserpegel gesunken und die Brunnen versiegt sind; ihr Wasser müssen sie nun in Flaschen kaufen. Seit damals hat sich die Situation aufgrund des Klimawandels global verschärft. Die Aktualität des zehnten "Barcelona-Krimis" ist also offenkundig; umso bedauerlicher, dass "Brennendes Land" wie schon zuletzt "Wächter der Stadt" unter erheblicher Spannungsarmut leidet.
Die Bilder allerdings sind sehenswert: Andreas Kleinert und sein Stammkameramann Johann Feindt haben dem Film einen typischen Western-Look mit hellen, ausgebleichtren Farben gegeben. Die Hitze, die über Katalonien liegt, ist nicht nur sicht-, sondern förmlich spürbar. Ein wichtiger Schauplatz des Films ist eine ausgedörrte Olivenplantage, deren Besitzer, Miguel Garcia (Matthias Habich), seine Saisonarbeiter entlassen muss: In diesem Jahr wird es keine Ernte geben. Umso krasser ist der Kontrast zum satten Grün eines großzügig gewässerten Golfplatzes, auf dem sich zu Beginn zwei Paare tummeln.
Einer der beiden Männer muss die Partie vorzeitig beenden, aber abends ist er offenbar noch mal zurückgekehrt, denn am nächsten Morgen entdeckt ein Mitarbeiter der Anlage seine Leiche. Ironie des Schicksals: Überall herrscht Trockenheit, doch der Anwalt ist ertrunken. Hintergrund des Drehbuchs, das Kleinert gemeinsam mit Léonie-Claire Breinersdorfer und Paul Salisbury geschrieben hat, ist ein Plan, der an das Geschäftsgebaren von Nestlé erinnert.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Wasserwerke von Barcelona, Baraqua, wollen eine riesige Entsalzungsanlage bauen, die ganz Katalonien mit Wasser versorgen könnte. Zu diesem Zweck braucht das Unternehmen aber jede Menge Land. Ohne Wasser sitzen Menschen wie Garcia buchstäblich auf dem Trockenen. Weil Baraqua wiederum genauso buchstäblich an der Quelle sitzt, ist die Vorgehensweise klar: Die Bauern werden in den Ruin getrieben und müssen ihren Grund und Boden notgedrungen zum Spottpreis verkaufen.
Wer stur bleibt, wie Garcia, dem wird womöglich kurzerhand die Plantage angezündet. Der tote Anwalt, Ernesto Quintana, hat früher für den Bauernverband gearbeitet, dann aber die Seiten gewechselt; Baraqua zahlt besser. Diese Ebene des Films ist ungleich interessanter als die eigentlichen Mordermittlungen, in deren Verlauf Xavi Bonet und Fina Valent (Clemens Schick, Anne Schäfer) zunächst auf Eifersucht als Mordmotiv tippen. Quintana, der erst bewusstlos geschlagen und dann im Teich ertränkt wurde, hatte ein Verhältnis mit der besten Freundin seiner Frau, und nun begibt sich die Geschichte in die Niederungen einer Soap.
Sollte das Drehbuchtrio diesen Teil der Handlung ironisch gemeint haben, so ist davon zumindest nichts zu spüren: Witwe Xenia (Sarah Hostettler), nebenbei auch noch Garcias Tochter, ist der Star von "Stürmische Zeiten". In der täglichen Serie spielt sie passenderweise eine "leidende betrogene Ehefrau", weshalb Valent ihren Emotionen grundsätzlich misstraut. Xenias Freundin Eva Boverla (Kathrin Wehlisch), die sich selbst als "Eiskönigin" bezeichnet, ist die Chefin von Baraqua.
Diese beiden Figuren wirken allerdings auch darstellerisch sehr ausgedacht. Gleiches gilt für eine allzu inszenierte Befragung, in der sich Valent und Boverla wie Raubkatzen umschleichen. Der Witwe wiederum rückt die Kamera mitunter geradezu übergriffig viel zu nah auf die Pelle. Wenig originell ist auch die Idee, einen Golfclub als Sinnbild für Überfluss und Verschwendung zu benutzen, selbst wenn Garcias Zorn auf diese Weise zusätzliche Nahrung erhält. Die Anlage gehört Boverla senior (Johannes Terne), und es wird niemanden überraschen, dass Vater und Tochter in miese Machenschaften verstrickt sind.
Wer den Anwalt auf dem Gewissen hat, ist letztlich egal, und das ist für einen Krimi kein gutes Zeugnis, zumal Kleinert seinen zweiten Film aus Barcelona, freundlich formuliert, sehr entspannt inszeniert hat. Immerhin gibt es neben Matthias Habich einige interessante Besetzungen in den Nebenrollen. Das Beziehungsgeplänkel zwischen Bonet und seinem Freund ist hingegen genauso überflüssig wie im letzten Film und nicht zu vergleichen mit den Szenen, in denen er und Valent dem verwitweten Chef (Alexander Beyer) Trost spenden.