Hotel Zum Englischen Garten

Hotel Zum Englischen Garten

Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen: Die Vögel in unserem Garten bekommen von uns Vollpension zur Verfügung gestellt – in verschiedenen Futtersilos sind immer einige Körner für sie zum Naschen bereit. Zusätzlich warfen wir bislang für die jungen (und natürlich auch die erwachsenen) Amseln abends, wenn die Katze im Haus ist, eine Handvoll getrockneter Mehlwürmer auf den Rasen.

In den letzten Wochen wurde aus der einen Handvoll zwei Handvoll, dann drei. Egal, wie viel wir ausstreuten, morgens waren die Würmer verschwunden. Nun besuchen uns zwar einige Amseln regelmäßig im Garten, aber sooo viele dann doch wieder nicht. Außerdem fanden wir auf dem Gras mehr und mehr verräterische kleine, schwarze Würstchen – eindeutig keine Hinterlassenschaften von Vögeln, sondern … vom Igel.

Der wiederum genießt ja ebenfalls zumindest Halbpension-Verpflegung. Jeden Abend stellen wir ein Schüsselchen mit Futter hinaus. In den letzten Wochen blieb allerdings mehr und mehr davon liegen. Wir erklärten uns das damit, dass genügend natürliche Nahrung zur Verfügung stehe – ich habe seit Monaten keine Schnecke mehr in unserem Garten gesehen. Doch die Mengen an Mehlwürmern, die da über Nacht verschwanden, machten uns misstrauisch.

Also hielten wir bei Einbruch der Dunkelheit die Augen offen. Und wirlich: Sobald es dämmerte, flitzte nicht eine, sondern zwei schwarze Kugeln auf dem Rasen umher. Wobei eine Kugel nur halb so groß war wie die andere. Mit anderen Worten: Unser Daueruntermieter, der Igel, ist eine Igelin und hat mindestens ein Junges. Wir vermuten sogar, dass es noch einen weiteren Igel gibt in unserem Garten, denn im Beet raschelte es verdächtig.

Wir freuen uns natürlich riesig über den Zuwachs. Aber es gab auch ein Problem: Der Mehlwurmkonsum unserer stacheligen Mitbewohner ließ mich nachforschen, ob dieser den Igeln überhaupt gut tut. Und tatsächlich scheint es so zu sein, dass junge Igel nahezu süchtig werden können nach getrockneten Mehlwürmern. Sie schmecken ihnen so gut, dass sie kaum noch andere Nahrung zu sich nehmen. Was sie zwar rasch an Gewicht zunehmen lässt, denn Mehlwürmer machen dick, aber sie haben nicht genügend Vitamine und vor allem nicht genügend Kalzium, das die Stacheln und Knochen der Igelkinder hart werden lässt.

Und so haben wir unseren kleinen Mehlwurm-Junkie nun auf Entzug gesetzt. Er bekommt stattdessen nur noch ordentliches Igelfutter. Und die Amseln ihre Würmer auf einem Tellerchen serviert, das für die Igel unerreichbar ist. Es soll ja keiner sagen können, dass die Verpflegung in unserem Gartenhotel zu wünschen übrig lasse.

Wenn Sie Igel füttern:

  • Igel zu füttern kann durchaus sinnvoll sein, besonders in der Stadt, wo ihr Lebensraum sehr eingeschränkt ist. Sie müssen sie dann auf der Suche nach Futter nicht so weite Strecken zurücklegen und weniger gefährliche Straßen überqueren. Noch besser ist es, einen sicheren Lebensraum anzubieten.
  • Sehr sinnvoll ist die Zufütterung im Herbst, wenn sich die Igel ordentlich Winterspeck anfuttern müssen, bevor sie in den Winterschlaf gehen.
  • KEINE Milch (verursacht Durchfall) und KEIN Brot (hat keinen Nährwert) geben, sondern sauberes Wasser und Katzenfutter bereitstellen (in Zoohandlungen gibt es auch spezielles Igelfutter). Das Futter täglich wechseln.
  • An den Futterstellen auf Hygiene achten: Futterschälchen täglich auswaschen, rund um den Napf verstreute Essensreste und Kot entfernen. Futterschale geschützt vor Regen und Katzen aufstellen.
  • Zumindest im Sommer, wenn Jungtiere unterwegs sind, keine getrockneten Mehlwürmer anbieten.
  • Igel sind Wildtiere und sollten es auch bleiben – ihre natürliche Scheu vor dem Menschen kann u.U. ihr Leben retten. Deshalb, wenn möglich, nicht direkt am Haus füttern und nicht mit ihnen reden, sondern Abstand halten und leise sein.
  • Möglichst auch Hunde und Katzen von den Igeln fernhalten.

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