Menschen, die keinen Garten ihr eigen nennen, haben ja manchmal etwas naive Vorstellungen davon, wie es zu der Blütenpracht, mit der wir Gartenbesitzer vor allem jetzt im Sommer Eindruck schinden, gekommen ist. Sie - und ich verallgemeinere jetzt mal ein bisschen - wissen nichts von den schmerzenden Rücken, zerstochenen Händen, zerkratzten Armen, steif gefrorenen Fingern und verrenkten Gliedern, mit denen wir für all das bezahlt haben. Ganz zu schweigen von den mentalen Verletzungen, die wir Hobbygärtner regelmäßig erleiden: die Frustrationen, wenn das Wetter mal wieder zu heiß / zu kalt / zu trocken / zu nass ist. Oder die Depression, wenn die ausgefallene, sauteure Pflanze, die letzte Woche noch so gesund aussah, auf einmal, aus unerfindlichen Gründen, ihr Leben aushaucht.
Nicht-Gartenbesitzer kommen stattdessen an Sonntagnachmittagen zu Besuch, setzen sich im Sonnenschein auf die Gartenbank, seufzen und sagen Sachen wie: "Ach, ein richtiges, kleines Paradies. So einen Garten hätte ich auch gern." Sie denken, wir Hobbygärtner hüpften ausschließlich bei Sonnenschein elfengleich über den Rasen - schnipp! - hier ein vertrocknetes Zweiglein abgeschnitten, - zupf! - dort eine verdorrte Blüte abgezwickt, und zwischendurch vielleicht noch mal eben mit versonnenem Blick den Rasenmäher übers Gras geschoben. Und was soll ich sagen? Sie haben recht! Genau so ist es bei uns momentan. Die Garten-"Arbeit" besteht zur Zeit daraus, verblühte Blüten und Stängel abzuzwicken (auf Englisch deadheading genannt, also köpfen - je nach Stimmung und Charakter kann diese Tätigkeit einen sehr reinigenden und nahezu therapeutischen Effekt haben!), den Rasen zu mähen (reine Meditation) und reife Tomaten zu ernten. Und dazwischen auf der sonnenbeschienenen Gartenbank zu sitzen und verträumt in den blauen Himmel und den Apfelbaum zu schauen, dessen Zweige sich unter der Last der Früchte fast bis zum Boden neigen. In diesem Sinne: Genießen wir das kommende Wochenende! Denn schon bald müssen wir ja den Garten für den Winter vorbereiten, Äste absägen, schwere Kübel herumwuchten, umgraben, einpflanzen und uns Rücken und Hände ruinieren. Damit unser Besuch auch im nächsten Jahr wieder seufzen kann: "Ach, so ein Garten ist doch eine einzige Wohltat." Und wir dazu nicken und lächeln, wissend, aber auch ein bisschen stolz.Und das soll Arbeit sein?
Und das soll Arbeit sein?
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