Haben Sie am Wochenende schon was vor? Falls nicht, und falls Sie grade in London sind, könnten Sie ja zum Beispiel im Avondale Park in Kensington (nicht weit vom früheren Palast von Prinzessin Diana, der noch immer zu jedem ordentlichen Touristen-Programm gehört) vorbeischauen. Dort ist nämlich in dieser Woche ein sehr innovatives Projekt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden: der erste begehbare Blumen-Rasen, auf Englisch floral lawn genannt, wurde vor drei Tagen eingeweiht. Wobei der Name etwas irreführend ist, denn um einen Rasen handelt es sich gerade nicht, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Denn es ist kein einziger Grashalm darin vorhanden.
Vier Jahre lang hat die Universität Reading geforscht und ausprobiert, wie eine Grünfläche beschaffen sein muss, die Nektar und Pollen für Insekten produziert, Vögeln und Amphibien Lebensraum bietet und gleichzeitig so widerstandsfähig ist, dass sie den Beanspruchungen durch die Besucher eines öffentlichen Parks standhält (das Schild "Rasen betreten verboten" gilt in England als "typisch deutsch"). Das Resultat ist ein Mix aus robusten Blühpflanzen und Kräutern wie Gänseblümchen, rotem Klee, Thymian, Kamille, Minze, Gänsefingerkraut und Schafgarbe.
Nicht nur die Artenvielfalt von Flora und Fauna profitiert jedoch vom floral lawn. Auch die beteiligte Gemeinde Kensington & Chelsea hat Vorteile: Nur fünf bis acht Mal im Jahr - statt um die 20 Mal pro Saison wie bei einem herkömmlichen Rasen - muss gemäht werden, und wässern ist nur in sehr langen Dürreperioden nötig. Das spart Geld und Personalkosten und ist außerdem besser für die Umwelt.
Noch ist es der einzige Versuch dieser Art. Ob der grasfreie Rasen wirklich fußballspielenden Kindern und grillenden Familien trotzen kann, muss sich noch in der Praxis beweisen. Aber auch wenn nicht - so manche Verkehrsinsel und so mancher Vorgarten wären sicher schöner, umweltfreundlicher und pflegeleichter, wenn sie statt mit eintönigem Gras mit einem floral lawn begrünt wären.
Wenn Sie also noch nichts vorhaben am Wochenende und gerade in London sind, schauen Sie doch mal vorbei im Avondale Park. Vielleicht wird das Projekt ja DIE Attraktion, die jeder Tourist gesehen haben muss. Oder, noch besser, die Idee macht Schule und wird bald der Normalfall in unseren Städten.
Rasen betreten nicht verboten
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