Für die einen ist es der Beweis, "dass wir Sinn für Humor haben und uns selbst nicht allzu wichtig nehmen". Für die anderen der Untergang des (britischen) Garten-Abendlandes. Genau ein Jahrhundert hat es gedauert, bis eine Bastion gefallen ist: Zum Jubiläum der Chelsea Flower Show, die nächste Woche zum 100. Mal ihre Pforten öffnet, werden erstmals Gartenzwerge zugelassen. Nicht nur das: Eine Parade von 150 garden gnomes wird die Queen in diesem Jahr bei ihrem Besuch in Chelsea begrüßen.
Die Generaldirektorin der Royal Horticultural Society (RHS), die die Chelsea Flower Show ausrichtet, gibt zu, dass es "einige hochgezogene Augenbrauen" gab, als die Entscheidung bekannt gegeben wurde. Man stehe schließlich für höchste Qualität in der Gartenbaukunst. Mit anderen Worten: Geschmacklose Gartenzwerge haben in unseren Klasse-Gärten nichts zu suchen.
Seit Jahren gab es immer wieder (sehr britische) Proteste gegen diese Form der "Garten-Apartheid". "Snobistisch" und "verstaubte alte Blödmänner" waren noch die netteren Bezeichnungen, mit denen die Veranstalter wegen der Verbannung von Gartenzwergen von ihren Gegnern belegt wurden. Kleinwüchsige Menschen hielten vor den Eingangstoren Plakate hoch mit der Aufschrift "auch Zwerge haben Gefühle" und forderten "gleiche Rechte für Zwerge". Manche Teilnehmer der Flower Show schmuggelten gnomes in ihre Ausstellungen. Und erneteten dafür nach eigener Auskunft "eisiges Schweigen von den Kollegen" - die sprichwörtliche stiff upper lip wies die working class in ihre Schranken.
Aber nun hat der Mob gesiegt, jedenfalls vorläufig. Bei Kobolden, Feen, Ballons und Flaggen hört allerdings auch weiterhin der Spaß (und die Bereitschaft zum Zugeständnis) auf, sie werden nicht zugelassen. Und auch die Zwerge, die in diesem Jahr hinein dürfen, haben nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis: Sie werden von berühmten Besuchern bemalt und dann für einen guten Zweck (die Finanzierung von Schulgärten) versteigert. Im nächsten Jahr heißt es dann wieder: Zwerge müssen leider draußen bleiben.