Auch für Spatzen gilt: Wie man sich bettet, so liegt man. Und wenn es um ihre Sprösslinge geht, kann das Nest offenbar gar nicht weich und warm genug sein. Seit ein paar Tagen fliegen die Sperlinge unermüdlich mit Hälmchen, Federn und Moos aus unseren Blumentöpfen im Schnabel unter die Dachpfannen eines Schuppens, der zum hinter dem Haus gelegenen Tennisclub gehört.
Im letzten Jahr haben wir bzw. unser Kater die Vögel bei ihren Brutvorbereitungen kräftig unterstützt: Die Katzenhaare, die sich beim Bürsten von Tiger in den Zinken verfangen hatten, haben wir einfach auf den Rasen geworfen. Meist dauerte es keine fünf Minuten, bis das rote Fellknäuel verschwunden war, die Spatzen balgten sich regelrecht darum, aber auch die Meisen machten davon Gebrauch.
Vielleicht lag es ja an seiner Mithilfe bei der Innenausstattung der Nester, dass die Vögel keine Furcht vor ihm hatten. Während aufgeregtes Keckern, Pfeifen, Krächzen und Flattern umgeht, sobald Nachbars Katze auftaucht, gab sich die Vogelschar gelassen, wenn Tiger die Bühne betrat. Die Piepmätze wussten genau um seine Abneigung gegenüber Outdoor-Aktivitäten jeder Art. Alt, taub und zahnlos wie er war, interessierten ihn weder der Garten noch seine Bewohner besonders. Also übten sich beide Seiten in Ignoranz: Woody, die Tükentauben und die Spatzen pickten weiter auf dem Rasen herum, der Kater schaute demonstrativ in die andere Richtung. Wenn dann aber Ameslina so ausdauernd im Vogelbad planschte, dass er von Wasserspritzern getroffen wurde, war es höchste Zeit, sich genervt wieder nach drinnen zu verziehen.
Leider können wir den Spatzen in dieser Saison keinen Polsterservice bieten, denn unser Tiger hat uns vor Kurzem in Richtung Katzenhimmel verlassen. Auch wenn er zuletzt geschätzte 23 Stunden am Tag geschlafen hat, fühlt sich das Haus nun merkwürdig leer an. Keiner kitzelt mich mehr nachts mit den Schnurrhaaren an der Nase, weil er mit unter die Bettdecke will. Und niemand schnarcht mehr unter dem Schreibtisch, während ich am Computer sitze, so laut, dass die Wände des Katzenkörbchens wackeln.
Aber wenn ich aufsehe, fällt mein Blick durch das Fenster auf die Spatzen. Dass die, die da jetzt so eifrig Nistmaterial unter das Dach des Schuppens schleppen, in einem Bett aus kuschelig weichem, warmem, rot-getigertem Katzenfell aufgewachsen sind, ist ein netter und tröstlicher Gedanke.
Tipp: Auch Hundehaare werden von Vögeln gern zum Nestbau verwendet. Wenn Sie also Hund, Katze UND Vögeln etwas Gutes tun möchten, bürsten Sie Ihr Haustier ordentlich und spenden Sie die "Wolle". Ach ja, auch Wollreste (in kurze Stücke geschnitten) und Fasern jeder Art (z.B. aufgerippelte Stricke) werden gern genommen.