Seit ein paar Tagen sehe ich doppelt. Wenn ich den Garten betrete, leuchten da, wo vor Kurzem noch regelmäßig das Rotkehlchen auf seine Portion Mehlwürmer wartete, nun zwei rostrote Flecken im Blumenbeet –Robbie hat eine Freundin!
Zwar hatte sich auch im Winter immer wieder mal ein zweites Rotkehlchen in den Garten gewagt, aber Robbie hat den Eindringling jedes Mal umgehend aus seinem Territorium vertrieben. Nun aber scheint die Lage anders zu sein. Die beiden sitzen einvernehmlich nebeneinander auf unserer Terrasse, im Gras oder auf dem Gartenzaun. Auch die Tannen- und die Blaumeisen fliegen in akrobatischen Zweierformationen durch die Lüfte. Höchste Zeit also, für eine geeignete Familienunterkunft für die Liebenden zu sorgen.
Idealerweise sollten Nistkästen bereits im Herbst aufgehängt werden, da die Gartenvögel sie dann auch zum Schutz vor der Winterkälte nutzen können. Wer das versäumt hat, sollte spätestens jetzt den Piepmätzen ein Heim anbieten, damit sie die geeigneten Plätzchen schon vor der Brutsaison in Augenschein nehmen können.
Das Häuschen, das wir aufgehängt hatten, fand bisher kein großes Interesse. Denn die gefiederten Freunde haben durchaus Ansprüche an ihr Liebesnest. Meisen, Kleiber, Stare, Spatzen und Rotschwänze sind Höhlenbrüter, Rotkehlchen und Zaunkönige mögen es etwas offener. Auch Schwalben kann man mit einer künstlichen Schale, die unter dem Dachüberstand angebracht werden, beim Brüten helfen. Eulen und Falken brauchen natürlich ein größeres Heim.
Genauso wichtig wie die Beschaffenheit des Nistkastens ist aber dessen Platzierung. Meisen, Spatzen und Staren brüten gern in zwei bis vier Metern Höhe, Zaunkönige und Rotkehlchen lieber etwas tiefer, aber dafür versteckt –vermutlich war es das, was nicht stimmte mit unserer sogenannten Halbhöhle: Sie hing hinter der Buschrose, die natürlich im Winter die Blätter verlor, wodurch die Deckung verloren ging. Nun haben wir sie im Efeu platziert, das gibt auch mehr Schutz vor Nachbars Katze. Außerdem zeigt die Öffnung jetzt nach Norden, ist also weniger dem Wind ausgesetzt.
Nur wenige Vogelarten wie Mauersegler, Stare und Spatzen brüten gern in Kolonien, für alle anderen gilt: Abstand halten. Aber mit unterschiedlichen Nistkästen (und etwas Glück) kommen verschiedenen Arte zum Brüten in den Garten.
Natürlich gibt es auch bei idealem Standort und 1A-Nistkasten keine Garantie, dass ein Vogelpaar einzieht. Und umgekehrt scheren sich manche Piepmätze weder um Lage noch Design des Zuhauses: Der Meisenkasten, den ich vor ein paar Jahren auf meinem Balkon meiner Hamburger Wohnung im dritten Stock aufgehängt habe, wurde umgehend bezogen –von einem Zaunkönigpaar. Offenbar trotz "falscher"Konstruktion und "falschem"Standort eine gute Wahl –nach ein paar Wochen schwirrten fünf kleine Zaunkönige und -königinnen heraus. (Auf dem Foto oben sind sich die beiden Kleinen noch nicht ganz sicher, ob sie wirklich aus dem schützenden Zuhause ausziehen wollen. Zwei Tage später war es dann aber so weit.)
In diesem Jahr hoffe ich auf fünf kleine Robbies.
Die wichtigsten Hinweise für Nisthilfen noch einmal im Detail:
- Meisen, Spatzen, Stare und Gartenrotschwänze sind Höhlenbrüter. Je nach Größe des Einfluglochs machen Sie das Häuschen für verschiedene Arten interessant. (Infos und eine Anleitung für Selbstbastler gibt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).) Mauersegler bevorzugen ein ovales Einflugloch. Vor dem Einflugloch der Höhlenbrüter-Nistkästen darf keine Stange sein, denn die kommt nur Räubern wie Ratten und Krähen zugute, die brütenden Gartenvögel benötigen sie nicht.
- Rotkehlchen, Zaunkönige, Bachstelzen, Hausrotschwänze und Grauschnäpper bevorzugen die Halbhöhle
- Schwalben brauchen Halbschalen
- Die Kästen sollten sauber (wenn sie vor dem Winter nicht gereinigt wurden, unbedingt jetzt nachholen, alte Nester entfernen) und trocken sein. Keine chemischen Reinigungsmittel verwenden, heißes Wasser und eine Bürste genügen
- Nistkästen können prinzipiell an jeder Mauer, Wand, an jedem Zaun oder Baum angebracht werden (Achtung: Nägel schädigen Bäume, hier lieber den Kasten mit einem umwickelten Draht befestigen. Regelmäßig überprüfen, dass die Rinde nicht eingeschnitten wird). Doch unterschiedliche Vogelarten mögen unterschiedliche Umgebungen. Je nachdem, welche Vogelart Sie anlocken wollen, sollten Sie daran denken. Für alle gilt jedoch: Störungen durch Menschen weitgehend ausschließen. Und, noch wichtiger: Der Nistkasten sollte möglichst für Katzen unerreichbar sein!
- Meisen, Spatzen und Stare brüten lieber etwas erhöht (den Kasten auf 2 bis 4 Metern Höhe anbringen), Spatzen und Stare auch gern in der Kolonie. Das heißt, spezielle Spatzenhäuser, die mehreren Tieren Platz bieten, oder mehrere Kästen nebeneinander, sind ideal. Spatzenhäuser aber nicht in der Nähe von Mauersegler-Behausungen aufhängen.
- Zaunkönige und Rotkehlchen bleiben lieber etwas näher am Boden (bis zu 2 Meter Höhe), dafür aber von Vegetation geschützt, am Besten in einer efeubewachsenen Mauer oder einem dichten Busch versteckt.
- Nistkästen sollten nie zur Wetterseite (Westen) hin geöffnet sein, um Wind- und Regeneinfall zu vermeiden. Auch pralle Sonne ist zu meiden. Ideal ist die Ausrichtung nach Norden oder Osten. Dabei darauf achten, dass der Kasten nicht nach hinten gebeugt ist, damit kein Regen eindringen kann, sondern vom Dach abläuft.
- Das Einflugloch freihalten von Blättern u.ä., damit die Vögel ungehindert ein- und ausfliegen können.
- Nach der Brutsaison im September / Oktober die Kästen gut reinigen - Parasiten und Ungeziefer befallen sonst die Vögel, die die Nisthilfen als Quartier in kalten Winternächten nutzen wollen.