Ja, ich weiß. Ja, es ist kalt und nass und gruselig draußen und wir alle wollen nur noch eins: Frühling. Der aber lässt laut Kalender und Wetterbericht noch auf sich warten. Also sage ich mir: Wo kein Frühling ist, muss man ihn sich eben machen. Nicht im buchstäblichen Sinne natürlich, denn leider besitze auch ich nicht die Fähigkeit, das Wetter nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. Aber ich habe eine Methode entwickelt, die mir Zuversicht und Wohlgefühl verschafft - ich träume mir den Frühling herbei.
Bevor Sie mich nun verdächtigen: Nein, halluzinogene Drogen kommen dabei nicht zum Einsatz. Wohl aber andere Hilfsmittel. Nämlich Pflanzenkataloge. Zum Glück gibt es die ja zur Zeit in Hülle und Fülle, in Gartencentern, als Beilage von Gartenmagazinen und in unserem Briefkasten, geschickt von den Pflanzenversandhäusern, bei denen ich jemals etwas bestellt habe.
Ich ziehe also die Vorhänge zu, mache mir eine schöne cuppa tea, vielleicht noch ein paar shortbreads dazu, und blättere durch die Seiten. Die Üppigkeit der Farben und Formen, die mir da entgegenspringt, hebt meine Stimmung umgehend. Orange leuchtende Erysimums, Montbretien und Nelkenwurze, weiße Lilien, Lupinen, Anemomen und Rosen, pastellige Clematis und Scabiosen, dunkelrote Sterndolden, Primeln und Akeleien, lilafarbene Verbenen, Irisse, Verbenen und Ranunkeln, ergänzt durch buntblättrige Funkien, Purpurglöckchen und Zierahorne - all die schönen Bilder lassen mich wieder optimistisch werden, dass es ein Leben nach dem Winter gibt.
Auf diese Weise moralisch gestärkt, habe ich mich am Wochenende sogar nach draußen in den Garten gewagt. Und raten Sie, was ich entdeckt habe: erste Anzeichen des Frühlings (alle Fotos: A.Schweizer).