Vorbei ist es mit der winterlichen Gemütlichkeit, der Harmonie und sprichwörtlichen englischen Zurückhaltung. Jetzt wird wieder gewetteifert, konkurriert und gebuhlt, was das Zeug hält: die Gartensaison ist eröffnet. Denn wer dachte, dass Hobbygärtner vor allem friedliebende Menschen sind, vielleicht etwas spinnert, aber doch liebenswert, wie sie da mit der Hacke in der Hand mit ihren Nachbarn Ableger und Tipps über den Gartenzaun austauschen, den muss ich leider, zumindest was England betrifft, enttäuschen.
Die englische Hobbygärtnerwelt ist voller Konkurrenz und Rivalität. Gekämpft wird um Auszeichnungen, Medaillen und Erwähnung im Lokalblatt. Den Anfang machte letzte Woche "Britain in Bloom", im ganzen Land werden in den nächsten Monaten Garden und Flower Shows und Gartenwettbewerbe abgehalten. Die grünste Stadt, das gemüsefreundlichste Dorf, die höchste Sonnenblume, der hübscheste Rentnergarten - überall, wo im Königreich etwas wächst, wird es verglichen und bewertet.
Diese Woche ist "National Gardening Week". Im Mittelpunkt stehen dabei dieses Mal Schrebergärten und Wildblumenwiesen. Die Royal Horticultural Society weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es höchste Zeit ist für die erste Maht des Jahres. Und wenn ich mir unseren Rasen so anschaue, muss ich der englischen Entsprechung zu der deutschen Redensart, nach der Nachbars Kirschen immer größer sind als die eigenen, recht geben: The grass is always greener on the other side of the fence.
Wenn es so weiter geht mit mir, ist es in unserem Garten auch bald vorbei mit der Gemütlichkeit. Vielleicht gibt es ja irgendwo eine Kategorie "Bester Garten, der von einer Deutschen bestellt wird". Ich muss mich mal schlau machen.