Von vorn herein

Von vorn herein

Für jeden, auch den beigeistertsten Hobbygärtner, gibt es Themen bzw. Arbeiten, die er lieber vermeiden würde, da bin ich mir sicher. Bei mir sind es drei Dinge, die ich - mal mehr, mal weniger erfolgreich - verdränge beziehungsweise vor mir herschiebe: 1. hasse ich Umtopfen im Allgemeinen, 2. darf ich gar nicht an das Ausheben des Teichs denken und 3. bin ich lust- und ideenlos, was die Gestaltung des Vorgartens angeht.

Für den Vorgarten habe ich mir nun aber ganz fest vorgenommen, ihn in diesem Jahr wirklich etwas ansehnlicher zu machen. Kein ganz leichtes Unterfangen, denn er liegt an der Nordseite des Hauses, ist also recht kühl und schattig. Außerdem sehe ich ihn ja eigentlich sowieso nur, wenn ich das Haus verlasse oder wiederkomme, was die Motivation nicht steigert.

Momentan liegt vor unserer Tür ein ungefähr 2x3 Meter großes Fleckchen Rasen, umgeben von einem Mäuerchen und eben der Front des Hauses. Darin wachsen ein paar Büsche und Pflanzen, die wir im vergangenen Jahr dort "abgeladen" haben, weil sie im "richtigen" Garten nicht passten oder im Weg waren. Etwa einen Rhododendron und einen Viburnum sowie ein paar Narzissen- und Traubenhyazinthen-Zwiebeln, die ich im Herbst in die Grasnarbe gesetzt habe.

Damit ist unser front garden allerdings schon um einiges besser bestückt als so mancher andere in Großbritannien. Noch findet man zwar liebevoll gestaltete Fleckchen vor den britischen Backstein(reihen)häuschen, auf denen eine nahezu unglaubliche Vielfalt an Pflanzen wächst. Doch der typisch englische Vorgarten ist bedroht. Denn auch auf der Insel nimmt die Anzahl der Privatfahrzeuge stetig zu - und damit die Parkplatznot. Was viele Hauseigentümer dazu veranlasst, den ehemals grünen Vorgarten in einen Abstellplatz für den Zweit- oder Drittwagen zu verwandeln.

Sieben Millionen Grünflächen vor Wohnhäusern wurden im Königreich laut Royal Automobile Club deshalb in den letzten Jahren  zubetoniert oder anderweitig versiegelt. Das entspricht einer Fläche von 100 Hyde Parks. Auch in unserer Straße hat dieser Ungeist schon Einzug gehalten, ungefähr ein Viertel der Vorgärten wurden zu privaten Parkplätzen umfunktioniert. Noch ein Grund mehr, meine Unlust zu überwinden und unseren front garden endlich von seinem Schattendasein zu befreien und ihn zu einem kleinen Naturschutzgebiet zu machen - zur Freude von Bienen, Schmetterlingen, Igeln und Passanten. Und uns natürlich. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.

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