Über den Sinn und Unsinn von Wetterberichten hat der großartige Autor Max Goldt einmal gesagt. "Wer wissen möchte, wie das Wetter ist, der soll aus dem Fenster schauen. Wer wissen möchte, wie das Wetter morgen ist, der soll morgen aus dem Fenster schauen." Dem könnte ich mich unkommentiert anschließen. Könnte. Wenn ich nicht in England leben würde. Denn hierzulande ist das Wetter eines der wichtigsten Gesprächsthemen. Keine Begegnung, sei es mit der Marktfrau, dem Bankberater oder der Nachbarin, kommt ohne Bemerkung über das – je nachdem – awful oder awesome weather aus.
Der zweite Grund, warum mich das Wetter von morgen durchaus interessieren sollte, ist natürlich der Garten. Denn für besondere Wetterlagen gilt es besondere Vorkehrungen zu treffen. Erst recht jetzt im Winter. Denn in England und Deutschland ist es momentan gleichermaßen kalt, und unser vorwitziges Schneeglöckchen ist bis auf Weiteres von einer Schneeschicht überdeckt. Dem Schneeglöckchen macht das zum Glück nichts aus, denn es ist an eisige Temperaturen gewöhnt und sehr winterhart. Anders als zum Beispiel die Fuchsien und Geranien, die in Töpfen auf der Terrasse standen und nun eilig in die Garage geräumt werden mussten, weil wir sie weder abgedeckt noch umwickelt hatten. Das kommt davon, wenn man keinen Wetterbericht guckt.
Wissenswertes über Frost:
- - Die offiziellen Lufttemperaturen, von denen in Wettervorhersagen die Rede ist, werden in einer Höhe von 1,25 bis 2 Metern gemessen. Am Boden kann die Temperatur um einiges niedriger liegen – Bodenfrost tritt meist jedoch nur bei klarem Wetter und Windstille auf, in bewölkten oder windigen Nächten ist die Gefahr geringer.
- - Auch die Beschaffenheit des Bodens spielt eine Rolle dabei, ob die Erde gefriert oder nicht: Sandige Erde kühlt wesentlich schneller aus als lehmhaltige, trockene eher als feuchte.
- - Die Royal Horticultural Society gibt eine Formel an, mit der Hobbygärtner angeblich selbst die Gefahr von Frost berechnen können (allerdings nur an besagten windstillen, klaren Tagen): Messen Sie um 14 Uhr die Temperatur im Schatten (vorzugsweise an einer Nordost-Wand) etwa 1,25 Meter über dem Boden. Tun Sie das Gleiche noch einmal um 19 Uhr. Dann verdoppeln sie den Wert, den Sie um 19 Uhr gemessen haben und subtrahieren den Wert von um 14 Uhr – das Ergebnis sollte die zu erwartende Nachttemperatur sein. (Die Formel lautet: 2y - x, wobei x die Temperatur um 14 Uhr ist, y die um 19 Uhr.) Aber bitte beachten: Dies ist die Lufttemperatur, am Boden kann es nochmal um einige Grad kälter werden.
- - Herbstfröste (und auch späte Frühlingsfröste ohne Bodenfrost) können zwar die oberirdischen Pflanzenteile beschädigen, indem das Wasser, das sich in den einzelnen Zellen der Pflanze befindet, gefriert und so die Zellwände beschädigt. Da der Boden aber (noch) warm ist, ist die Gefahr von Wurzelschäden gering. Beschädigte Pflanzen erholen sich meist wieder.
- - Einige Pflanzen haben Strategien, um mit sehr niedrigen Temperaturen umgehen zu können – sie werden als winterhart bezeichnet. Manche Pflanzen senken zum Beispiel durch biochemische Prozesse den Gefrierpunkt in ihren Zellen. Andere reduzieren in den Wintermonaten den Flüssigkeitspegel in ihren Zellen und werden erst im Frühling wieder saftig.
- - Lange Frostperioden schaden zumindest winterharten Pflanzen meist nicht wegen der niedirgen Temperaturen, sondern weil das Wasser in der Erde gebunden ist (als Eis) und die Wurzeln deshalb keine Flüssigkeit abbekommen – die Pflanze trocknet aus. Bis Mitte des folgenden Sommers sollte man trotzdem noch warten, ob sich die Pflanze wieder erholt. Wenn sie bis dahin keine Anzeichen macht zu wachsen, kann man davon ausgehen, dass sie tot ist.
- - Manchmal schadet aber die wärmende Morgensonne mehr als der Nachtfrost, zum Beispiel bei Kamelien: Wenn sie nach einer kalten Nacht von der Sonne beschienen werden, können sie sich nicht schnell genug an die veränderten Bedingungen anpassen, die Blätter „verbrennen“. Deshalb Kamelien geschützt vor Morgensonne aufstellen, entweder an einer geschützten Stelle oder unter einem Baum.
- - Die international gültigen Winterhärte-Zonen finden Sie hier
- - Der Bund deutscher Staudengärtner gibt Listen mit für die jeweiligen Winterhärte-Zonen geeigneten Pflanzen heraus.
- Winter- bzw. Frostpflege von Pflanzen:
- - Manchmal werden Pflanzen durch das gefrorene Wasser im Boden regelrecht aus der Erde gehoben – setzen Sie sie wieder richtig ein, sobald es taut.
- - Wenn Sie ein neues Beet oder einen Gemüsegarten anlegen, graben Sie lehmhaltige Erde und Kompost mit unter, das hält den Boden feucht.
- - Mehrjährige Pflanzen erst im Frühjahr zurückschneiden, dann die umgeknickten Halme und Blätter schützen den Wurzelstock vor Frost.
- - Töpfe und empfindlichere Pflanzen müssen natürlich mit Luftpolsterfolie und/oder Sackleinen umwickelt werden. Im Frühling bei angesagten Nachtfrösten können empfindliche Pflanzen mit einer dünnen Fleece-Folie abgedeckt werden.
- - Nach einer längeren Frostperiode wässern, sobald es milder wird (gilt vor allem auch für winterharte Topfpflanzen).