Abbelbabbel

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Geschätzte 20.000 Apfelsorten gibt es auf der Welt. Eine davon wächst in unserem Garten. Vielleicht auch zwei. Denn nicht einmal das wissen wir: Ob es sich bei den beiden Bäumen, die da am Ende des Gartens stehen, um dieselbe oder zwei verschiedene Sorten handelt. Wir haben keine Ahnung, ob es sich um eaters, cookers oder cider apples handelt, geschweige denn, wie sie heißen.

Denn was Äpfel betrifft ist unser Engagement bisher nicht über den regelmäßigen Erwerb der schmackhaften Früchte hinausgegangen. Das soll, nein, muss sich nun ändern. Denn die beiden Bäume gehören nun einmal zum neuen Häuschen, und sie verlangen nach Pflege.

Im Frühjahr hatten wir noch auf eine reichhaltige Ernte gehofft. Der Mann tagträumte schon von einem florierenden Cider-Geschäft, wollte in der Garage eine Presse installieren und seinen jetzigen Job an den Nagel hängen. Ich hingegen hatte eher Alpträume von einer wahren Apfelflut; ich sah mich im Geiste täglich Apfelkompott kochen und Apfelkuchen backen.

Gekommen ist es nun ganz anders. Im Mai, als die Bäume blühten, goss es ohne Unterlass, Bienen, Hummeln und alle anderen für die Bestäubung in Frage kommenden Insekten konnten wegen Regen und Kälte nicht ausschwärmen. Weshalb wir den Sommer über gerade mal zwei Dutzend Äpfeln beim Reifen zugucken konnten. Doch damit nicht genug: Viele von diesen verfaulten schon gleich am Baum, sie waren vom Apfelwickler zerfressen und/oder von Apfelschorf verunstaltet. Gerade mal drei (in Zahlen: 3) halbwegs ansehnliche und noch essbare Früchte blieben übrig – ohne zu übertreiben kann man wohl sagen, dass das bei zwei Bäumen eine recht dürftige Ausbeute ist, auch wenn die drei eine ordentliche Größe haben und rote Bäckchen, wie sie sich für einen Apfel gehören.

Also stellten wir uns die Frage: Sind die Bäume es überhaupt noch wert, Zeit und Mühe in sie zu investieren? Vielleicht sind sie schon zu alt, um sich noch einmal zu erholen (das Haus wurde immerhin schon 1935 gebaut und evtl. damals auch die Bäume gepflanzt)? Der herbeigerufene Apfelspezialist beruhigte uns. Er schätzte, dass die beiden Exemplare erst 40 bis 50 Jahre alt sind. Und auch für unseren Entschluss, keine Pestizide einsetzen zu wollen, hatte er Verständnis. Nur bei der Identifikation unserer Malus-Sorten konnte er uns nicht behilflich sein. Wir schnitten einen unserer drei Äpfel in Stücke, probierten und kamen zu dem Schluss, dass es wohl eher keine Tafeläpfel sind.

Am Wochenende gingen wir dann zu einem der momentan in ganz Großbritannien stattfindenden apple days, in der Hoffnung, etwas mehr zu erfahren. Doch der angekündigte Apfelbestimmer war wegen Krankheit nicht gekommen. Dafür gab es einen Stand, an dem Cider verkauft wurde, Apfelkompott und –kuchen wurden ebenfalls angeboten. Allesamt aus örtlichem Anbau stammten auch die zig Apfelsorten, die, in kleinen Gruppen arrangiert, auf Papptellern präsentiert wurden (eine davon war mit ‚Finkenverda Prince’ beschriftet war – ich vermute, dass Finkenwerder gemeint ist, der Ort gleich bei meiner alten Heimat Hamburg, auch wenn die Schreibweise etwas eigenwillig ist).

Auf einem Teller lag nur ein einziger Apfel. Auf dem Beschriftungsschild prangte statt des Namens ein großes Fragezeichen. Mein Herz hüpfte: Wir sind also nicht die Einzigen, die einen namenlosen Apfelbaum haben. Und auch nicht die Einzigen, deren Ernte sehr bescheiden ausfiel.

Unsere beiden verbliebenen intakten Äpfel sind wir nun auch noch losgeworden – wir haben sie per Post zur Royal Horticultural Society geschickt, zwecks Sortenbestimmung. Hoffentlich wissen wir so bald, wie die Früchte heißen, die wir im nächsten Jahr ganz bestimmt massenweise ernten werden. Und aus denen wir dann Cider, Kompott und Kuchen herstellen. Wir träumen bereits von einem kleinen Export-Unternehmen nach Deutschland. Den Namen werden Sie als Erste erfahren. Versprochen.

Die Anweisungen des Apfelexperten für unsere Bäume waren folgende:

  • - Alle herabgefallenen Früchte aufsammeln und wegwerfen (damit sich die Raupen des Apfelwicklers nicht weiter ausbreiten können).
  • - Auch die abfallenden Blätter am besten täglich einsammeln und ebenfalls in den Hausmüll werfen (nicht in den Kompost, damit sich die Pilzkrankheit Apfelschorf nicht weiter verbreiten kann)
  • - Um den Kleinen Frostspanner und andere Motten davon abzuhalten, die Baumstämme hinaufzuklettern, diese mit einem Leimring  umwickeln bzw. mit Leim einpinseln (im Fachhandel erhältlich)
  • - Im Winter die Bäume ausschneiden, sodass wieder genügend Luft und Licht an die Äste kommt und im Frühjahr eine Duftfalle gegen die Apfelwickler in die Bäume hängen.

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