Unsere globalisierte Multikulti-Welt macht ja so einiges möglich, was früher als undenkbar galt. Unter anderem, dass sich hinter unserem Reihenhäuschen in Mittelengland Rothäute tummeln. Okay, rot sind sie erst seit ein paar Tagen, und sie wohnen nicht in Tipis, sondern in Töpfen. Dort fühlen sich die Chilis der Sorte Apache aber augenscheinlich recht wohl.
Indianisch hart im Nehmen mussten sie in ihren ersten Wochen allerdings sein: Hagelkörner von der Größe einer Haselnuss sowie Läuse machten den Paprikagewächsen das Leben schwer. Doch nun heißt es: ordentlich Capsaicin bilden! Das ist der Stoff, aus dem die Schärfe ist. Gemessen wird er in Scoville oder Schärfegraden.
Laut Samenpackung erreichen unsere Apachen Schärfegrad 4. Auf der 10-teiligen Skala ist das lediglich Mittelfeld. Mit Dead Man's Hand ("Schärfegrad 7-8, Frucht: länglich, aufrecht"), Gelber Penis ("Schärfegrad 8-9, Frucht: groß, hängend, schrumpelig, Fruchtform variiert sehr") oder Devil's Tongue ("Schärfegrad 10+, Reifung: von grün nach gelb") können sie jedenfalls nicht mithalten. Und schon gar nicht mit den teuflischen Soßen, die aus den Extrem-Paprika gewonnen werden: Blair's 16 Mio Reserve soll 16.000.000 Millionen Scoville haben, und damit 3200 Mal schärfer sein als eine Jalapeño-Schote. Zum Vergleich: Tabasco hat ungefähr 2500-5000 Scoville. Angeblich befindet sich in dem 1-ml-Fläschchen reines Capsaicin.
Die schärfsten Chilis kommen übrigens nicht aus Thailand, Ungarn oder Mexiko, sondern aus dem Land, das nicht gerade für raffiniert gewürzte Speisen berühmt ist: aus Großbritannien. Gleich bei uns um die Ecke, in den englischen Midlands, werden Infinity Chillis gezüchtet, die, gemeinsam mit Dorset Naga, Spitzenplätze beim Rennen um den Pokal für the world's hottest chilli belegen. Aktueller Rekordhalter ist allerdings eine Gegend, die man schon eher mit scharfen Schoten in Verbindung bringt: die Karibik. 1.400.000 Scoville bringt die Trinidad Scorpion Butch auf die Skala.
Ich halte mich lieber an unsere gemäßigten, englischen Indianer.