Das Alltagsleben des durchschnittlichen Mitteleuropäers ist ja von vielerlei Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten geprägt. Gartenarbeiten bilden da keine Ausnahme. Zum Beispiel, wenn die Gärtnerin nach getaner Arbeit den Stapel aus abgesägten Ästen und Zweigen, die zusammengeklaubten Blätter und Gräser, ausgebuddelten alten Wurzeln sowie das gezupfte Unkraut mit Säge und Heckenschere zu handlichen Portionen zerkleinert, in Müllsäcke stopft, ins für Großtransporte völlig ungeeignete Auto lädt und zum Recyclinghof fährt, auf dem Rückweg im Gartencenter Halt macht, um Erde und Dünger zu kaufen, dann, wieder zu Hause, zur Stärkung einen großen Pott Gemüseeintopf kocht und die Möhren-, Zwiebel- und Kartoffelschalen, Blumenkohl und Broccolistrunke in den Hausmüll wirft.
Die Autofahrt, das Warten in der Schlange im Recyclingcenter, das Geld für Erde und Dünger sowie den Platz in der Hausmülltonne hätte ich mir sparen können, denn Garten- und Küchenabfälle verwandeln sich in nützliche, nährstoffreiche Erde, die in Beeten und Blumentöpfen für gutes Wachstum sorgt –wenn sie sich in Ruhe zersetzen dürfen. Mit anderen Worten: Ein Kompost muss her.
Der Mann äußert Bedenken: Ein Komposthaufen mache viel Arbeit, da er regelmäßig umgesetzt werden müsse, er stinke und locke Ungeziefer wie Ratten an. Kommentar des Schwiegervaters dazu: "Rubbish!" Bei richtiger Handhabung entstünden keinerlei Probleme, vielmehr sei die Kompostierung ein wunderbarer Weg, um Geld zu sparen, Müll zu reduzieren und dem Garten etwas Gutes zu tun.
Dem Mann zuliebe recherchiere ich trotzdem, ob es Alternativen zum zugegebenermmaßen etwas unansehnlichen Haufen in der Gartenecke gibt. Und tatsächlich, von Schnell- und Thermokompostern ist da die Rede, von Kompostkugeln und Küchenkompostern. Allerdings: Das Design der runden, quadratischen, achteckigen und kegelförmigen Plastiktonnen mit Deckel in dunkelgrün und schwarz überzeugt mich keineswegs. Ich hadere schon mit dem Anblick der beiden Mülltonnen (grau für Recyclingmaterial, grün für Hausmüll), die gut und gern drei Quadratmeter unserer Gartenfläche beanspruchen. Eine weiteres hässliches Plastikteil will ich auf keinen Fall da stehen haben.
Die Verkaufsbeschreibungen versprechen zwar eine verkürzte Kompostierungszeit, nur zwei Monate statt bis zu zwölf dauert der Zersetzungsprozess angeblich in einem Thermogerät, es entstünden keine Gerüche und das lästige Umsetzen entfalle. Aber zwei Klicks weiter bezweifelt die Stiftung Warentest genau diese Vorteile: Mangelhafte Belüftung lasse den Inhalt der Tonnen vergammeln, statt ihn in zu Kompost verwandeln, die Handhabung sei umständlich, unhandlich, der Erfolg fraglich und das Ganze auch noch teuer.
Also doch ein ganz normaler Haufen, begrenzt durch Holzlatten. Denn das Wichtigste für einen gut funktionierenden, nicht müffelnden Komposthaufen scheint das richtige Kleinklima zu sein, neben dem Befüllen mit den richtigen "Zutaten"(Näheres siehe unten). Wenn das gegeben ist, braucht der ganze Mist angeblich noch nicht einmal umgeschichtet zu werden. Das hört sich doch nach einem schlüssigen Plan an, ohne Ungereimtheiten und Widersprüchen –auch nicht vom Mann.
Was beim Kompostieren beachtet werden muss:
- Die Wahl des Komposters: Es gibt fertige Plastikkomposter zu kaufen (s.o.), die damit werben, geruchsfrei und effektiv zu kompostieren. Da sie auch in kleinen Größen zu haben sind, eigenen sie sich auch für kleine Gärten. Kompostkisten aus Holz sind billiger und auch einfach selbst zu bauen, z.B. aus Paletten. Im Internet gibt es zahlreiche Bauanleitungen. Nicht zu empfehlen sind Verhaue aus Draht, da die Kompostmasse darin zu stark austrocknet und auskühlt.
- Größe: Damit im Innern genügend Wärme entstehen kann, sollte eine Kompostkiste mindestens einen Quadratmeter Grundfläche haben. Ideal sind zwei solcher Boxen nebeneinander, damit einfacher umgeschichtet werden kann (einfach von einer Box in die andere laden).
- Standort: Ideal ist ein Platz im Halbschatten, sodass das Ganze bei Sonne nicht austrocknet und bei starkem Regen nicht geflutet wird. Am besten auf dem nackten Boden aufstellen, sodass Würmer und Käfer hineingelangen und beim Kompostierungsprozess mithelfen können. Eine Schicht Mulch oder Äste am Boden des Komposthaufens verhindert Staunässe. Bei großer Hitze das Ganze etwas wässern, bei Dauerregen abdecken.
- Außer Wärme und Feuchtigkeit (nicht Nässe) brauchen die Mikroben Sauerstoff, um gut arbeiten zu können. Deshalb muss auch das Innere des Haufens regelmäßig "gelüftet"(=umgesetzt) werden. Alle drei Monate sollte diese Prozedur erfolgen. Allerdings soll es bei einem kleinen Haufen auch die richtige Mischung tun –wenn genügend Grobes wie Äste und Zweige daruntergemischt ist, bekommen die Organismen auch so genügend Sauerstoff.
- Zutaten: Alle organischen Abfälle aus der Küche (Obst-, Salat- und Gemüsereste, Eierschalen, Kaffeefilter, Teebeutel), auch gebrauchte Küchenrolle und Zeitungspapier (möglichst gehäckselt oder zerknüllt, nicht in dicken Lagen und nur, wenn nicht farbig bedruckt). Ebenso Gartenabfälle wie Laub, Gras, Gehölzschnitt. Diese sollten ebenfalls zerkleinert werden, dann wird es bekömmlicher für die Mikroben und die Kompostierrung geht schneller. Am besten Garten- und Küchenabfälle durchmischt oder in abwechselnden Lagen einfüllen. Wenn ausschließlich Küchenabfälle eingefüllt werden, verfaulen diese lediglich, es entsteht kein Kompost.
- KEINE gekochten Essensreste (locken Ratten an), keine Kleintierstreu, kein Fleisch. Nicht ausschließlich Küchenabfälle, sie sind zu nass und würden lediglich vergammeln. Deshalb auch Grobes (Gartenabfälle wie Äste etc.) druntermischen. Keine kranken Pflanzen. Kein Unkraut mit Wurzeln, keine ganzen Kartoffeln, da sie sprießen. Schalen von Zitrusfrüchten zersetzen sich nur sehr langsam, deshalb nur sparsam beigeben.
- Für Leute ohne Garten werden übrigens sogenannte Küchenkomposter angeboten. Das sind geschlossene Eimer, in den alle Küchenabfälle (inkl. Fleisch) wandern, Mikroorganismen sollen das Ganze zersetzen, angeblich weitgehend geruchlos. Ich habe jedoch Zweifel, ob das funktioniert, jedenfalls würde ich das Ding nicht in der Küche haben wollen, höchstens auf dem Balkon. Aber vielleicht hat ja jemand von Ihnen schon Erfahrungen damit gesammelt?