...nein, nicht der Gärtner, und auch nicht die Gärtnerin, jedenfalls nicht in unserem Garten. Im Gegenteil, wir möchten, dass sich möglichst viele Kreaturen auf diesem kleinen Fleckchen Erde wohlfühlen. Besonders zu schätzen wissen das die Vögel. Dank geeigneter Landeplätze, Futterstellen und Vogelbad herrscht fast nonstop reges Treiben vor unseren Fenstern.
Leider sind wir nicht die einzigen, die sich an der Anwesenheit der Piepmätze erfreuen. Als wir beim Frühstück die Amseln, Buch-, Grün- und Distelfinken, die Meisen, die Heckenbraunellen und das Rotkehlchen beobachten, wie sie in den Büschen und auf dem Rasen nach Futter suchen, knallt einer der Spatzen gegen die Terrassentür. Wir sehen ihn grade noch davonfliegen und wundern uns, was ihn so erschreckt hat, als wir auf der Gartenlaube im hinteren Teil des Gartens den Grund entdecken: Ein Sperber sitzt da und hält einen Spatzenmann in seinen Fängen.
Natur ist manchmal nichts für Zartbesaitete: Das Opfer flattert noch mit den Flügeln, versucht sich herauszuwinden, hat aber natürlich keine Chance. Pfeilschnell und im Tiefflug muss sich der Raubvogel über den Gartenzaun genähert haben, obwohl wir hinausgeschaut haben, haben wir ihn nicht kommen sehen.
Der Sperber, oder besser die Sperberin —sie ist größer als ihr männliches Gegenstück (das auch ab und zu sein Frühstück in unserem Garten besorgt) und hat nicht seine Orangefärbung des Brustgefieders —flattert einige Male mit dem Opfer hin und her und beschließt dann, ihr Mahl gleich hier auf dem Rasen einzunehmen. Als nur noch die Federn, ein spitzer Brustknochen und der Schnabel übrig sind, fliegt sie gemächlich auf ein Bäumchen in Nachbars Garten, plustert sich und putzt das Gefieder, bevor sie sich davonmacht.
Viele unserer Nachbarn sind nicht gut auf die sparrow hawks zu sprechen, weil sie regelmäßig einen ihrer Gartenvögel schlagen. Von "glitzernde Weihnachtskugeln in die Büsche hängen"bis "Bambusstäbe in den Rasen rammen, die dem Angreifer das Manövrieren erschweren"reichen die Tipps, um sie fernzuhalten.
Aber abgesehen davon, dass ich die Ratschläge für nicht besonders praxisnah halte —der Greifvogel ist extrem wendig, Bambusstöcke im Rasen sind nicht gerade eine attraktive Gartendeko und der Christbaumschmuck würde vermutlich nicht nur die Sperber, sondern auch alle anderen Flattermänner fernhalten (womit das Problem natürlich in der Tat gelöst wäre) —möchte ich keine Wertung einführen, welcher Vogel es mehr verdient, gut genährt zu sein.
Vermutlich sollten wir froh sein, dass gleich mehrere der Räuber in unserer Nähe leben, war doch ihr Bestand in den 1970er Jahren wegen der Verwendung von Pestiziden und einem Mangel an Nahrung so sehr dezimiert, dass es um das Überleben der Art nicht gut stand. Heute ist ihre Zahl wieder stabil. Der Mörder ist (fast) immer der Sperber. Oder die Sperberin.
P.S.: Wer sich an Robbie oder Amselina vergreift, bekommt es aber mit mir zu tun! Da bin ich parteiisch.
(Fotos: A.Schweizer)