Bonhoeffer bewegt junge Christ:innen

Junge Menschen auf Bänken sitzend
ELKB / Benedikt Gradl
Zum 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer diskutierten jungen Menschen über Wahrheit, Propaganda und die Rolle der Kirchen.
Jugendtreffen
Bonhoeffer bewegt junge Christ:innen
Beim Bonhoeffer-Jugendtreffen in Flossenbürg diskutieren junge Christ:innen mit EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich und Landesbischof Christian Kopp über Wahrheit, Verantwortung und Glaubenszeugnis in unserer Zeit. Inspiriert von Bonhoeffers Glaubensmut zeigen sie: Christlicher Glaube kann sprachfähig, kritisch – und zutiefst hoffnungsvoll sein.

Im Geist Dietrich Bonhoeffers findet an diesem Wochenende das Jugendtreffen "grenzenlos hoffen – mutig handeln" in Flossenbürg statt. In einem offenen Fishbowl-Gespräch diskutierten am Samstag (5. April) rund 30 junge Menschen mit Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Landesbischof Christian Kopp über die Bedeutung von Wahrheit, demokratischer Verantwortung und christlicher Haltung. Der inhaltliche Rahmen ist bewusst durch ein Bonhoeffer-Wort gesetzt: "Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit."

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Christ:innen heute Wahrheit leben und bezeugen können – in einer Zeit, in der Falschmeldungen, Hasskommentare und manipulative Narrative die Gesellschaft spalten. Der Austausch macht deutlich: Gerade junge Christ:innen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen – mit Herz, Verstand und Glauben, so ließ Patrick Wolf, Referent der Wirkstatt Evangelisch, in einer Presseerklärung am 5. April wissen.

Landesbischof Christian Kopp erinnerte an Bonhoeffers Klarheit im Denken und seine tiefe geistliche Haltung, so informiert die Erklärung: "Dummheit macht Menschen verführbar – Bonhoeffer wusste das. Seine Worte sprechen in unsere Zeit, in der Wahrheit oft verzerrt und manipuliert wird. Gerade deshalb braucht es Räume wie dieses Jugendtreffen, wo junge Menschen in einer Atmosphäre des Respekts lernen, mit Argumenten zu streiten und Verantwortung zu übernehmen. Unsere Kirche sollte genau solche Räume ermöglichen: Orte des Zuhörens, des Denkens, des Hinhörens auf Gottes Wort – und des Handelns", so Kopp.

Auch Anna-Nicole Heinrich habe die Bedeutung der Wahrheit betont– sowohl für das demokratische Miteinander als auch für den christlichen Glauben: "Wahrheit ist unbequem, aber sie ist unser Kompass – in der Demokratie und im Glauben. Christlicher Glaube darf nicht schweigen, wenn es darauf ankommt. Bonhoeffer war jung, mutig, glaubwürdig. Er zeigt uns, dass Glaube nicht im Verborgenen bleiben darf, sondern zum Handeln drängt – aus Liebe zum Nächsten."

Der Vorsitzende der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB), Malte Scholz, hob den Wert internationaler Begegnung hervor: "Was hier in Flossenbürg geschieht, ist gelebte Gemeinschaft im Geist Bonhoeffers. Junge Menschen aus Polen, Schweden, Ungarn und dem Heiligen Land kommen zusammen, um sich über Hoffnung, Glauben und Verantwortung auszutauschen. In den Workshops wird nicht nur diskutiert, sondern gebetet, gespielt, gelauscht und gelacht. Das baut Brücken und verändert Herzen."

Gerade in einer Zeit, in der Wahrheit zur Verhandlungsmasse werde, sei Bonhoeffers Ruf zur Wachsamkeit und zum mutigen Glaubenszeugnis aktueller denn je, so Referent Wolf. Das Jugendtreffen zeige eindrucksvoll: "Die junge Generation der Kirche will mehr als Konsum – sie will gestalten, glauben und Hoffnung stiften."

Das dreitägige Treffen bis 6. April 2025 bildet den Auftakt einer Veranstaltungsreihe rund um Dietrich Bonhoeffer. Über 250 Jugendliche aus 15 Gemeinden und Partnerkirchen nehmen teil. Das Programm reicht von kreativen Workshops über stille Nachtandachten bis hin zur multimedialen Lasershow zu Bonhoeffer-Texten. Ein Fernsehgottesdienst live vom Gelände der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und ein Gespräch mit Historikerin Valerie Riedesel, Enkelin des Widerstandskämpfers Cäsar von Hofacker, bilden den geistlichen Abschluss.

Die Evangelische Jugend in Bayern engagiert sich seit Jahrzehnten für eine lebendige Erinnerungskultur. Seit den 1980er Jahren finden Jugendbegegnungen an Gedenkorten wie Dachau und Flossenbürg statt – nicht als Pflicht, sondern aus Überzeugung: Erinnerung braucht Begegnung. Nach dem letzten großen Treffen 2015 und der coronabedingten Pause 2020 ist das Jugendtreffen 2025 ein kraftvolles Zeichen: Die Kirche lebt – jung, glaubwürdig und voller Hoffnung.

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