Angesichts der gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Sozialministerinnen und Sozialminister der Länder einen "Einsamkeitsgipfel" gefordert. Der Bund solle einladen, um über die Erfahrungen in der Pandemie und über sozialpolitische Konsequenzen zu diskutieren, sagte die Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) am Donnerstag zum Abschluss einer zweitägigen digitalen Arbeits- und Sozialministerkonferenz. Durch die Isolation in der Pandemie habe die Gesundheit vieler Menschen gelitten.
Die Corona-Einschränkungen etwa in Kindertagesstätten, Schulen und Pflegeheimen hätten Gefühle der Einsamkeit verstärkt, betonte Stahmann, die zusammen mit der Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) die Konferenz geleitet hat. So hätten Ärzte und Psychologen bei Konferenzen zur Situation von Kindern und Jugendlichen in Bremen und Bayern alarmierende Befunde zum Anstieg von Depressionen präsentiert. Ein Gipfel könne die unterschiedlichen Perspektiven aus Stadt und Land zusammenbringen.
In Pflegeheimen und Krankenhäusern seien viele Menschen einsam gestorben, der Breitensport als "soziale Tankstelle in der Gesellschaft" sei massiv eingeschränkt worden, blickte Stahmann zurück. Die Gesellschaft brauche menschengerechte und würdevolle Lösungen in der Corona-Pandemie, mit denen sie reagieren könne: "Es kann auch eine fünfte, sechste oder siebte Welle geben - es ist notwendig, dass wir uns darauf vorbereiten."
Menschen nicht mehr so stark isolieren
Mit Blick auf die Pflegeheime ergänzte Stahmann, auch bei einer erneuten Welle dürften die Menschen in den Einrichtungen nicht mehr so stark isoliert werden. Die Konferenz spreche sich dafür aus, dass es in jedem Haus ein "Teilhabekonzept" gebe, um die Einschränkung persönlicher Rechte möglichst zu vermeiden. Außerdem solle mit dem Bund über eine Verstärkung der Betreuungsarbeit in den Pflegeheimen gesprochen werden.
Nordrhein-Westfalens Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, die Pflege müsse neu gedacht werden. Ohne das Engagement in Familien und Nachbarschaften neben der professionellen Arbeit sei sie nicht zu leisten.
Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) erklärte, ein von Niedersachsen mit eingebrachter Beschluss sehe Verbesserungen für pflegende Angehörige vor. Die Konferenz setze sich beim Bund dafür ein, ihre Leistungen in der Rentenversicherung stärker zu berücksichtigen. Sie benötigten darüber hinaus mehr Unterstützungsangebote bei akuten Krisen, die der Bund entwickeln müsse. 2022 übernimmt das Saarland von Bremen den Vorsitz der Länderkonferenz der Arbeits- und Sozialminister.