Zahl der Kirchen in Mannheim schrumpft

Innenraum der Thomaskirche Mannheim (geschlossen).
Ernstfath / CC / commons.wikimedia
In den nächsten Jahren will die Mannheimer Kirche mehr als die Hälfte ihrer Gotteshäuser schließen.
Weniger Mitglieder, kein Geld
Zahl der Kirchen in Mannheim schrumpft
Die Evangelische Kirche in Mannheim trennt sich in den nächsten Jahren von einer Vielzahl ihrer 32 Kirchen. Nach dem Willen der Stadtsynode sollen lediglich zwölf Kirchen verbleiben.

Infolge des Konzentrationsprozesses werde es künftig "weniger häufige, dafür Gottesdienste mit mehr Vorbereitungszeit" geben müssen, sagt der Dekan der Evangelischen Kirche Mannheim, Ralph Hartmann, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mannheim sei verantwortlich mit den Herausforderungen durch schwindende Mitgliederzahlen in der Kirche, weniger Gottesdienstbesucher sowie steigenden Kosten für Instandhaltung und Sanierung von Kirchengebäuden umgegangen, betont Hartmann. 

Der Prozess habe in Mannheim früher als anderswo begonnen, nämlich schon 2019. Der Theologe spricht von der Aufgabe von "mindestens" 13 Kirchengebäuden. Bereits aufgegeben wurden die Thomas-, die Kreuz-, die Trinitatis- und die Epiphanias-Kirche. Erst kürzlich wurde die 100 Jahre alte Friedenskirche im Stadtteil Schwetzingerstadt verabschiedet. Dass durch den Konzentrationsprozess öffentliche Räume verloren gehen, komme in der Stadt allmählich ins Bewusstsein.

"Wir suchen gemeinsam nach Lösungen für die Nachnutzung der Gebäude, die sich mit der Geschichte und der Würde der Kirchen vertragen", sagt der Theologe. Diese "Suchbewegung" in der Kirche beschreibt er als "langsamen Prozess". Infrage kämen Nutzungen durch Kultureinrichtungen, sozialwirtschaftlicher Art durch die Diakonie, Vergemeinschaftungen oder ein Umbau zu Wohnraum.

In der Markuskirche etwa werde zurzeit die Umgestaltung zu Wohnappartements professionell untersucht, sagt Hartmann. Als hinderlich erweist sich in puncto Wohnraum bei zahlreichen Kirchen der Denkmalschutz. Er verhindere notwendige Umbaumaßnahmen, so Hartmann. Viele Mannheimer Kirchen seien in den 1950er und 1960er Jahren "in hervorragender Architektur" gebaut worden. Sie könnten gut genutzt werden, stehen aber unter Denkmalschutz, was den Umbau erschwere. "Das ist ärgerlich. Wenn sich da nichts bewegt, wird der Denkmalschutz zum Abriss der Gebäude führen", sagt Hartmann.

Teuer werden Umbauten aber auch ohne Denkmalschutz: Die Baukosten sind in den letzten Jahren geradezu explodiert. Hinzu kommen Vorschriften zur Barrierefreiheit und Sicherheit. Die Kostenfrage, der Zustand des Gebäudes sowie die Kirchendichte in der Umgebung bestimmten letztlich, welche Kirche erhalten und saniert und welche aufgegeben werde. "Für Menschen, die der Kirche hochverbunden sind, ist der Schritt schmerzhaft", weiß der Dekan.

"Bedauern und Trauer" gebe es vielfach auch um den Verlust des Gebäudes als Repräsentationshaus. "Manch einer will die Kirche behalten, weil sie dazugehört. Diese Leute kommen aber nicht in die Kirche", beobachtet Hartmann. Der Theologe will sich der Entwicklung "mit Optimismus und Fröhlichkeit" stellen. Der Konzentrationsprozess in Mannheim ist kein singulärer Fall. Überall im Land werden Kirchen in den nächsten Jahren geschlossen. Es fehlt an Mitgliedern und Geld, Pfarrern und Diakonen.