Man könne sich über jeden einzelnen Menschen freuen, der aus diesen schlimmen Zuständen befreit werde, sagte Bedford-Strohm dem Sender NDR Info. "Aber es reicht nicht aus." Auch weitere EU-Staaten müssten den Menschen in Moria jetzt zügig helfen.
"Das ist eine dramatische Situation", betonte Bedford-Strohm. "Die Bilder sprechen eine klare Sprache. Deshalb muss jetzt wirklich schnell gehandelt werden, bevor sich diese Situation noch weiter zuspitzt." Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof sprach von einem "Weckruf zu einer neuen Humanität in Europa". Dabei müssten einzelne Länder vorangehen. Es könne kein Argument sein, nichts zu tun, wenn nicht alle EU-Staaten mitmachten, unterstrich er.
Ramelow: "christliche Nächstenliebe" statt Prinzipienreiterei
Nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind Deutschland und Frankreich miteinander im Gespräch, um minderjährige Flüchtlinge aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos aufzunehmen. Sie hoffe, dass auch andere Länder dazu bereit seien, sagte Merkel am 10. September in Berlin.
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) fordert Entschlossenheit im Umgang mit den Flüchtlingen. Es werde höchste Zeit, endlich die Aufnahmeverfahren zu beschleunigen und die Schutzsuchenden europäisch zu verteilen, sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Thüringen ist bereit, seinen Anteil sofort zu realisieren", sagte Ramelow und ergänzte, Prinzipienstreitereien seien angesichts schreiender Not inhuman: "Christliche Nächstenliebe ist gefragt."
Die Oberbürgermeister von zehn deutschen Städten haben in einem Brief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ihre Bereitschaft erklärt, Flüchtlinge aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria aufzunehmen. Die 13.000 Menschen, die in Moria leben mussten, hätten nun auch noch ihr letztes Dach über dem Kopf verloren, heißt es laut "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Freitag) in dem Schreiben. "Hinzu kommt, dass, wie von vielen befürchtet, inzwischen auch mit dem Sars-CoV-2-Virus infizierte Menschen darunter sind." Es müsse nun endlich gehandelt werden, statt auf eine gesamteuropäische Lösung zu warten, heißt es dem Bericht zufolge in dem Schreiben weiter.
Die Hamburger Organisation Seebrücke fordert, dass Deutschland alle 13.000 Flüchtlinge aus dem griechischen Flüchtlingslager Moria aufnimmt. Die Zahl von 150 minderjährigen Flüchtlingen, die Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung aufnehmen will, sei viel zu wenig, teilte die Organisation mit. Hamburg müsse die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, 1000 Flüchtlinge von der Insel Lesbos aufzunehmen. Sollte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dies verhindern, müsse Hamburg gegen die Bundesregierung klagen. Die Seebrücke ruft am Samstag, 12. September zu einer Demonstration um 14 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt auf.