Obwohl die braunschweigische Landeskirche sich perspektivisch von einem Teil ihrer Gebäude trennen muss, will Landesbischof Christoph Meyns die kirchliche Arbeit in der Fläche präsent halten. "Es ist jetzt an der Zeit, sich intelligente Lösungen zu überlegen", sagte der evangelische Theologe am Sonnabend am Rande der braunschweigischen Synode dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Vor allem braucht es Menschen, die die Kirche auch im ländlichen Raum repräsentieren." Die Tagung des braunschweigischen Kirchenparlamentes setzte sich diesmal vor allem mit der Zukunft kirchlicher Gebäude auseinander.
Abriss vermeiden
Künftig könne etwa der Umbau einzelner Gemeindehäuser oder eine Mehrfachnutzung von Immobilien gemeinsam mit weiteren sozialen Trägern ein Weg sein, die kirchliche Arbeit vor Ort zu erhalten und zu fördern, sagte Meyns. Der Erfolg eines zukunftsfähigen Gebäudemanagements entscheide sich vor allem daran, wie die Pfarrerinnen und Pfarrer und die vielen Ehrenamtlichen eingebunden werden könnten. Nur in wenigen Fällen werde ein Abriss von Kirchen oder Pfarrhäusern nötig sein.
Zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gehören 329 Gemeinden mit rund 341.000 Mitgliedern im Südosten Niedersachsens. Die Landeskirche verfügt derzeit über insgesamt rund 1.400 Gebäude. Dazu gehören rund 400 Kirchen und Kapellen sowie Pfarr- und Gemeindehäuser, Kindergärten, Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser und Nebengebäude. Rund 300 Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Für die Instandhaltung der Gebäude investiert die Landeskirche jährlich 5,7 Millionen Euro.
Oberlandeskirchenrat Jörg Mayer betonte, die Kirche sei in der Fläche baulich präsent wie niemand sonst. Sparkassen oder Banken hätten sich längst aus dem ländlichen Raum zurückgezogen. Im Vergleich mit anderen Kirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verfüge die braunschweigische Landeskirche allerdings über zu viele Gebäude. "Bezogen auf unsere Größe wären statt der 1.400 Gebäude etwa 1.050 angemessen", sagte Mayer. "Allerdings soll das nicht heißen, das wir morgen mit der Abrissbirne durchs Land ziehen müssen. Es besteht kein Grund zum Aktionismus."
Bereits seit einigen Jahren teile die Landeskirche etwa Gemeindehäuser in drei Kategorien ein. "Dort werden schon jetzt bei Baumaßnahmen nur noch solche mit landeskirchlichen Mitteln unterstützt, für die es eine schlüssige Zukunftsperspektive gibt." In fünf Gemeinden laufe zurzeit ein Pilotprojekt zu einem neuen Rechnungs- und Planungssystem, der erweiterten Kameralistik. Darin werden kirchliche Vermögen unter Einbeziehung der Gebäudewerte dargestellt. "Wir können uns mit diesem Werkzeug erstmals vor Augen führen, was unsere Gebäude wert sind und was sie uns kosten", erläuterte Mayer.