Diskussion um Karnevalswagen in Köln

Karnevalswagen zum Thema Missbrauch
epd-bild/Guido Schiefer
Auch die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch hat den geplanten Kölner Karnevalswagen zum Thema Missbrauch gegen die Kritik seitens Politik und Kirche verteidigt.
Rosenmontagsumzug in Köln
Diskussion um Karnevalswagen in Köln
Die Diskussion um den beim Rosenmontagszug in Köln geplanten Persiflagewagen zum sexuellen Missbrauch in der Kirche geht weiter. Während er dem Erzbistum und der lokalen CDU ein Dorn im Auge ist, verteidigt das Festkomitee und der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Bernhard Seiger, den Karnevalswagen.

"Der Karneval hat die Aufgabe und die Freiheit, Missstände satirisch und auch übertrieben darzustellen", erklärt der Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Bernhard Seiger, in Köln. Seiger unterstreicht, dass der Karneval dazu beitrage, dass "Wahrheiten benannt und sichtbar gemacht werden". Zugleich bleibe es kirchliche Aufgabe, die Taten aufzuarbeiten und die Prävention dagegen zu stärken. Der Stadtsuperintendent hat ebenso wie der katholische Stadtdechant Robert Kleine die Wagen des Umzugs, ihre Besatzung und Helfer bereits gesegnet.

Der Mottowagen mit dem Titel "Jesus liebt dich" zeigt einen Beichtstuhl mit dem ausgestreckten Arm eines Geistlichen, der mit gekrümmtem Zeigefinger einen kleinen Messdiener heranlockt. Das Erzbistum Köln hatte kritisiert, dass Jesus durch das Motiv des Wagens direkt mit dem Missbrauch in Verbindung gebracht werde, und dies als "Grenzüberschreitung" gewertet. Es werde damit suggeriert, dass Jesus selbst im Beichtstuhl sitze und den Messdiener dort hineinziehen wolle, erklärte der Amtsleiter des Erzbischöflichen Generalvikariats, Frank Hüppelshäuser, in einem offenen Brief an das Festkomitee.

Das Festkomitee Kölner Karneval verteidigt den Mottowagen gegen Kritik aus dem Erzbistum und der lokalen CDU. Die Aufschrift "Jesus liebt dich" wurde laut Festkomitee gewählt, um die Instrumentalisierung des Glaubens im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch anzuprangern, sagt Sprecherin Tanja Holthaus. Das Festkomitee habe nach Veröffentlichung der Wagenskizze Zuschriften von Missbrauchsbetroffenen erhalten, die berichteten, dass sexualisierte Gewalt unter dem Vorwand göttlicher Liebe begangen worden sei.

Betroffene: Mottowagen trifft ins Schwarze

Zuvor hatte die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch den geplanten Kölner Karnevalswagen zum Thema Missbrauch gegen die Kritik seitens Politik und Kirche verteidigt. Der Mottowagen treffe genau ins Schwarze, erklärte Matthias Katsch, Sprecher und Geschäftsführer des Vereins. Dass diese Darstellung engagierte Katholiken verletze, sei nachvollziehbar, sagte Katsch. "Wenn sie sich aber mit den Ergebnissen der Aufarbeitungsstudien beschäftigen würden, sollten sie sich vor allem darüber erregen, wie in ihrer Kirche mit dieser traurigen Realität umgegangen wurde und notwendige Veränderungen einfordern, damit das Risiko in Zukunft geringer wird", forderte er.

Die Mitglieder der katholischen Kirche müssten sich der Tatsache stellen, dass Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Priester zu Opfern wurden, genau weil sie Katholiken waren. "Kinder, die zur Beichte gehen sowie Ministranten waren in der Vergangenheit besonders gefährdet", sagte Katsch. Die Überprüfung der Kinderbeichte als Einzelbeichte ist überfällig, forderte er.

Der vom Erzbistum Köln und der CDU kritisierte Wagen bleibt Teil des Kölner Rosenmontagszugs. Das Festkomitee verteidigte den Wagen am Dienstag nach der offiziellen Vorstellung. Mit dem Motiv werde die Instrumentalisierung des Glaubens im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch angeprangert, sagte Sprecherin Tanja Holthaus. Das Erzbistum Köln ist mit rund 1,7 Millionen Katholiken das mitgliederstärkste deutsche Bistum. Köln ist eine rheinische Karnevalshochburg, traditionell nehmen die Rosenmontagszüge politische und gesellschaftliche Themen aufs Korn.

Der Kölner Rosenmontagszug steht in diesem Jahr unter dem Motto "FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe" (Karneval - Wenn Träume wieder blühen). An der 7,5 Kilometer langen Zugstrecke durch die Innenstadt werden am kommenden Montag Hunderttausende Jecken erwartet.
Das Erzbistum Köln ist mit rund 1,7 Millionen Katholiken das mitgliederstärkste deutsche Bistum. Köln ist eine rheinische Karnevalshochburg, traditionell nehmen die Rosenmontagszüge politische und gesellschaftliche Themen aufs Korn.