Ein sicherer Hafen für Menschen unterwegs

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Blogger Jussi Luoma berichtet von der finnische Seemannsmission im Rotterdamer Hafen.
Blogbeitrag von mission.de
Ein sicherer Hafen für Menschen unterwegs
Die Finnische Seemannsmission will vor allem eines sein: ein sicherer Hafen für Menschen unterwegs, auf der Durchreise, fern von zu Hause. Das schließt längst nicht nur Seeleute ein. Wie das gelingen kann, davon berichtet Jussi Luoma in seinem Blogbeitrag.

Wo ist Dein sicherer Hafen? An welchen Dinge hältst Du dich fest, wenn sich in Deinem Leben etwas ändert oder wenn Du nicht zu Hause bist? Ich persönlich habe vor einem halben Jahr eine der größten Veränderungen in meinem Leben erlebt, als ich zum ersten Mal in meinem Leben dauerhaft ins Ausland gezogen bin.  Ich habe angefangen, als Pastor für die Finnische Seemannsmission in den Benelux-Ländern zu arbeiten, mit Sitz in der Finnischen Seemannskirche in Rotterdam. 

Seit Jahrhunderten ist Rotterdam eine Stadt für Menschen, die unterwegs sind. Der Rotterdamer Hafen wurde bereits im 14. Jahrhundert eröffnet und begann seine lange Reise zu einem florierenden Handelszentrum. Derzeit ist er der größte Hafen Europas und der größte Seehafen der Welt außerhalb Ostasiens.

Aus diesem Grund hat die Stadt im Laufe ihrer Geschichte Menschen aufgenommen, die weit weg von ihrer Heimat oder ganz ohne Heimat unterwegs waren. Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und oft mit viel Instabilität in ihrem Leben. Im 19. Jahrhundert begannen sich Seemannsmissionen und Kirchen aus verschiedenen Ländern zu organisieren, um auf die spirituellen und sozialen Bedürfnisse dieser Menschen einzugehen.

Die finnische Seemannsmission nahm ihre Arbeit hier in Rotterdam im Jahr 1927 auf und betreute finnische Seeleute, die im Hafen anlegten. In diesen fast hundert Jahren hat die Schifffahrtsindustrie viele Veränderungen durchgemacht und auch die Arbeitsbedingungen für Seeleute haben sich in vielerlei Hinsicht verbessert. Dennoch haben sich einige Grundprinzipien des Lebens auf See nicht geändert und werden es möglicherweise auch nie. Auf einem modernen Schiff gibt es Satelliten-Internet, ein Fitnessstudio, eine Sauna, Filme zum Anschauen und Bücher zum Lesen, aber man ist trotzdem wochen- oder monatelang von Freund*innen und Familie getrennt.

In Liebe, Mut und Sicherheit

Während dieser Zeit ist das Schiff sowohl Zuhause als auch Arbeitsplatz, den sie möglicherweise während der gesamten Arbeitszeit nicht verlassen können. Inmitten all dessen möchten wir als Kirche etwas Stabiles bieten, woran man sich festhalten kann; eine Gelegenheit, zu reden, Momente des Lebens zu teilen und eine helfende Hand, wann immer sie gebraucht wird – sowohl bei praktischen als auch bei sozialen Bedürfnissen.

Mit den Veränderungen in der Welt der Seefahrt hat sich auch unsere Arbeit als Finnische Seemannsmission erweitert, um einer größeren Gemeinschaft von finnischen Menschen im Ausland zu dienen, darunter beispielsweise Lkw-Fahrer*innen, Studierende, Ausgewanderte und Reisende. Das Leitbild der Finnischen Seemannsmission lautet, dass wir Menschen und Gemeinschaften in Freude, in Trauer und im Alltag unterstützen.

Die Leitprinzipien unserer Arbeit sind Gastfreundschaft, Mut und Sicherheit. Wir glauben, dass Gastfreundschaft bedeutet, Gottes Liebe mit allen zu teilen. Das Prinzip des Mutes leitet uns dazu an, mutig zu den Menschen zu stehen, denen wir bei unserer Arbeit begegnen. Die Konzentration auf Sicherheit erinnert uns daran, dass jede*r das Recht auf ein sicheres Zusammentreffen hat.

Ein sicherer Hafen sein – nicht nur für Seeleute

Bei meiner Arbeit habe ich über die Worte Jesu in seiner Bergpredigt nachgedacht, in der er lehrt, dass wir als Menschen das Salz der Erde und das Licht der Welt sind (Matthäus 5,13-16). Salz hat viele Funktionen, unter anderem würzt und konserviert es, aber der wichtige Aspekt ist, dass es nie die Hauptrolle spielt. Es dient immer einem größeren Zweck. Ich glaube, dass die Aufgabe der Kirche darin besteht, den Menschen zu dienen. Dieser Aspekt wird noch stärker betont, wenn man eine Kirche für Menschen unterwegs oder auf der Durchreise ist. Durch unsere Arbeit und Präsenz wollen wir das psychische Wohlbefinden der Menschen erhalten, Einsamkeit lindern und Ausgrenzung verhindern.

Wir wollen sicherstellen, dass Menschen, die weit weg von ihrem Zuhause und ihren Lieben sind, Menschen, die ihren Platz in dieser Welt suchen, und Menschen in sich verändernden Lebenssituationen etwas haben, woran sie sich festhalten können – einen sicheren Hafen. Jesus sagt, dass eine Stadt, die auf einem Hügel erbaut wurde, nicht verborgen bleiben kann. Die Stadt Rotterdam wurde definitiv nicht auf einem Hügel erbaut. Ganz im Gegenteil, denn viele Teile der Stadt liegen unter dem Meeresspiegel.

Dennoch kann unser Licht als Kirche weit leuchten, indem wir unsere Türen weit öffnen und diese Türen auch mutig offen stehen lassen. Ein großer Teil unserer Arbeit besteht darin, Menschen dort zu treffen, wo sie sind: im Hafen, auf LKW-Parkplätzen, zu Hause, in Krankenhäusern und so weiter. Obwohl sich unsere Arbeit darauf konzentriert, im Ausland lebenden Finn:innen auf der Durchreise zu helfen, ist der grundlegende Verbindungspunkt nicht Finnland oder die finnische Herkunft. Der tiefste Verbindungspunkt ist das Menschsein. Das christliche Fundament der Nächstenliebe ist im Wesentlichen universell. Es ist unser Ausgangspunkt für eine menschliche Begegnung und für unseren Willen, Menschen zu helfen.

evangelisch.de dankt der Evangelischen Mission Weltweit und mission.de für die inhaltliche Kooperation.