Die EKD-Synode beschäftigt sich in diesem Jahr mit Lehren aus sexuellen Missbrauchsfällen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gut einen Monat nach Vorstellung einer Studie über sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche sagte EKD-Synodenpräses Irmgard Schwaetzer am Montag in Berlin: "Die Synode wird sich ganz sicher der Schuld stellen, die die evangelische Kirche in der Vergangenheit auf sich geladen hat." Sie sei sicher, dass kein Zweifel daran gelassen werde, welche Dringlichkeit das Thema habe.
Die EKD-Synode kommt vom 11. bis 14. November in Würzburg zusammen. Der "Bericht zur Verantwortung und Aufarbeitung bei sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche" steht für den 13. November auf der Tagesordnung. Vortragen wird die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die auch dem Rat der EKD angehört. Einer aktuellen Anfrage unter allen Landeskirchen zufolge gibt es derzeit knapp 480 Anträge auf Anerkennung erlittenen Leids, wie Fehrs dem Evangelischen Pressedienst (epd) kürzlich sagte.
Der Weg zur Aufarbeitung noch offen
Ob die evangelische Kirche ähnlich wie die katholische eine eigene Studie in Auftrag geben wird oder einen anderen Weg zur Aufarbeitung wählt, ist Schwaetzer zufolge noch offen. Klar sei in ihren Augen, dass eine Studie nur bedingt dem Vorbild der katholischen Bischofskonferenz folgen würde. Nur Pfarrer einzubeziehen, sei nicht zielführend, erklärte Schwaetzer unter Verweis auf die dezentralen Strukturen der evangelischen Kirche. Es müssten alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter betrachtet werden. Die von der Bischofskonferenz beauftragten Forscher nahmen nur Priester, Diakone und Ordensangehörige in den Blick.
Die Kirchenkonferenz, der Zusammenschluss aller 20 Landeskirchen, hat bereits beschlossen, eine zentrale Anlaufstelle für Missbrauchsopfer im Raum der evangelischen Kirche zu gründen. Bei der Synode, die den Haushalt der EKD beschließt, wird es voraussichtlich auch um die Finanzierung dieser Stelle und von Aufarbeitungsinitiativen gehen. Sie gehe davon aus, dass der Haushaltsausschuss dies positiv begleitet, sagte Schwaetzer.
Schwerpunktthema der Synode in Würzburg ist der Glaube junger Menschen, dem sich die Teilnehmer am Montag widmen. Das sei ein Thema von großem Gewicht für die Zukunft der evangelischen Kirche, sagte Schwaetzer. In der Vorbereitung sei deutlich geworden, "dass es große Distanz gibt zwischen uns älteren Kirchenmitgliedern und der Art, wie wir unseren Glauben leben, und der jungen Generation", sagte sie. Junge Menschen fühlten sich auch Institutionen weniger verpflichtet, sagte sie. Auf der Synode soll es darum gehen, wie die Kirche junge Menschen besser ansprechen und einbinden kann. Ein drittes großes Thema wird die Strategie für die "Kirche im digitalen Raum", die die Synode im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat.
Die Synode der EKD ist das höchste Gremium der verfassten Kirche. Sie ist eine Art Kirchenparlament und tagt in der Regel einmal im Jahr im November. Der Synode gehören 120 gewählte und berufene Mitglieder an, darunter Vertreter der Landeskirchen, aus Politik und Gesellschaft.