In ihren Predigten dürfen und müssen die Kirchen entscheiden, "welches Thema relevant für ihre Gemeinde ist", argumentiert Erik Flügge Flügge. An Weihnachten hatte der politische Gehalt von Predigten eine Debatte ausgelöst. Der Chefredakteur der Zeitung "Die Welt", Ulf Poschardt, twitterte an Heiligabend: "Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den #Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?" Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner kritisierte Anspielungen auf US-Präsident Donald Trump in der Weihnachtspredigt des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Auch insgesamt beklagte sie eine Häufung von tagespolitischen Stellungnahmen der Kirchen.
Die Bemerkungen Poschardts und Klöckners zielen Flügge zufolge darauf ab, die Kirchen als Großorganisationen zu delegitimieren. Sie wollten "beide nur hören, was ihnen gefällt". Poschardts Kritik sei ein "Versuch, kirchliche Akteure, die nicht seiner Meinung sind, mundtot zu machen". Die Kirchen warnte Flügge vor vorauseilendem Gehorsam: "Das Schlimme ist, dass diese Strategie funktioniert. Je aggressiver und öfter Großorganisationen angegriffen werden, desto stärker sind deren Vertreterinnen und Vertreter eingeschüchtert." Je mehr öffentliche Kritik am politischen Handeln der Kirchen vorgetragen werde, desto zurückhaltender werde gepredigt.
Erik Flügge ist Autor des Buchs "Der Jargon der Betroffenheit: Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt".