Populäre Themen helfen uns, das Evangelium zu verbreiten", fügte Peter Meyer hinzu, der Leiter des Zentrums Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Es sei deutlich, "dass wir Menschen mit unserer Botschaft erreichen, wenn wir das Potenzial populärer Themen oder ungewöhnlicher Orte nutzen und Glaubensthemen kreativ vermitteln", sagte Berens. Als Beispiele nannte sie zwei "Abba"-Gottesdienste: Im Juni 2024 kamen demnach 700 Menschen in die Kirche in Melsungen, 200 mehr, als in die Kirche passen. Als die Songs der schwedischen Popgruppe im März dieses Jahres im Gottesdienst in Bad Sooden-Allendorf zu hören waren, sei die Kirche ebenfalls voll gewesen. Lieder der Pop-Ikone Taylor Swift füllten die Universitätskirche in Marburg im Januar, zum "König der Löwen-Gottesdienst" kamen kürzlich 600 Menschen in die Melsunger Stadtkirche.
Die Zahl der Besucher alleine sei allerdings kein Qualitätsmerkmal, schränkte der Theologe Meyer ein. Für einen Gottesdienst, egal ob zu Taylor Swift oder Harry Potter, sei es wesentlich, die religiösen Wahrheiten in den Liedtexten oder Geschichten zu suchen. Das passiere auch bei jedem anderen Gottesdienst mit Predigt, "es sind immer thematische Gottesdienste", sagte er. Thema könne alles sein, was Menschen am Herzen liege. Ein Yoga-Gottesdienst etwa - im Januar war dazu die Unionskirche in Idstein voll - greife das Bedürfnis auf, "uns als leibliche Wesen wahrzunehmen".
Er habe den Eindruck, dass in den vergangenen Jahren in vielen Kirchengemeinden eine engere Verknüpfung zu den Sozialräumen und deren Lebensrhythmus entstanden sei, sagte Meyer. Dies spiegele sich in vielfältigen Gottesdiensten wider. Als Beispiele nannte er "Kerwe"-Gottesdienste oder Erntedankgottesdienste auch dort, wo es kaum noch landwirtschaftliche Betriebe, aber dennoch Grund zum allgemeinen Dank für die Lebensgrundlagen gebe.
Relativ neu sind Valentins-Gottesdienste. Zwei Feiern in Essen und in Hanau-Großauheim sind von der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes in Kassel mit dem diesjährigen Gottesdienstpreis ausgezeichnet worden. Beide Bewerbungen überzeugten mit "mit ihrer hochgradigen Lebenswelt-Orientierung", hatte die EKKW mitgeteilt.
In Verbindung mit dem Reformprozess EKHN 2030 schließen sich die Kirchengemeinden zu Nachbarschaftsräumen zusammen. Dabei entstehen regionale Gottesdienstkonzepte, die nach den Worten von Zentrumsleiter Meyer für eine weitere Vielfalt in Bezug auf Uhrzeiten und Anlässe, Orte und Themen sorgen werden. "In den nächsten zwei bis vier Jahren wird die Gottesdienstentwicklung ein Thema sein", sagte Meyer voraus.