Zahlreiche Gemeinden kamen am Wahltag und am Tag danach zu besonderen Gottesdiensten zusammen, denn "der Geist der Spaltung" sei auch in die Kirchen eingedrungen, hieß es in einem Gebetsaufruf der Initiative "Election Day Communion" (Gemeinschaft an Wahltag). Rund 350 Gemeinden haben sich diesem "Wir sind eins in Christus, gleich, wie wir wählen" angeschlossen.
Viele christliche Gemeinden in den USA hoffen auf einen Neuanfang. Die "First Congregational"-Kirche in Amherst in Massachusetts hält nach dem "spaltenden, demoralisierenden und geradezu hässlichen Wahlkampf" einen Gottesdienst für Versöhnung. Gemeindemitglieder hätten sich bereits vor der Wahl regelmäßig zum Gebet für die Nation getroffen, und "für Menschen, die andere Ansichten haben", sagte Pastorin Vicki Kemper einer Lokalzeitung
Episkopalbischöfin Mariann Edgar Budde lud am Dienstag zum Gebet in der Nationalkathedrale in Washington ein, um zu suchen, "was Christus tun würde". Der Wahlkampf habe Schaden angerichtet. Die "McLean Bibel"-Kirche in Virginia lege Schwergewicht auf Bibelstellen, denen zufolge Christen im Glauben eins seien, "trotz politischer Ansichten", sagte Pastorin Katie Morgan im Informationsdienst "Religion News Service" (RNS).
Eigentlich gehörte es für Kirche und Pastoren in den USA zum guten Ton, auf Wahlempfehlungen zu verzichten. Im Wahlkampf 2016 war das anscheinend schwierig. Namhafte weiße Evangelikale und die Mehrheit der weißen evangelikalen Kirchgänger stellten sich auf die Seite des republikanischen Kandidaten Donald Trump, der im Gegensatz zur Demokratin Hillary Clinton gegen Abtreibung ist. In afro-amerikanischen Kirchen war hingegen das Ja zu Clinton kaum zu übersehen.
Die römisch-katholischen Bischöfe verteilten ein Papier "über die politische Verantwortung von Katholiken". Abtreibung und Euthanasie seien "eindeutig" verwerflich. Katholiken müssten sich immer dagegen stellen. Es existierten allerdings möglicherweise Situationen, in denen ein Katholik "aus anderen moralisch schwerwiegenden Gründen" einen Kandidaten wähle, der eindeutig verwerfliche Positionen vertrete.
Der Informationsdienst "Baptist Global News" veröffentlichte am Dienstag tröstende Wahlkommentare mehrerer Pastoren. Gott sei größer als Politik, erklärte der Pastor der First Baptist Church in West in Texas, John Crowder. Man solle beten, wählen und Gott vertrauen.