So sehen junge Protestanten ihre Kirche

Der neue Landesjugendpfarrer der EKHN, Matthias Braun
privat
Für den neuen Landesjugendpfarrer der EKHN, Matthias Braun, steht fest: Die evangelische Kirche kann vorurteilsfrei mit jungen Menschen umgehen.
Landesjugendpfarrer im Gespräch
So sehen junge Protestanten ihre Kirche
Bislang verantwortete Matthias Braun die Jugendarbeit der evangelischen Kirche in Mainz. Ab September übernimmt er die Stelle des Landesjugendpfarrers der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtet er, wie junge Protestanten auf ihre Kirche blicken.

epd: Was hat die evangelische Kirche jungen Menschen eigentlich noch zu bieten?

Matthias Braun: Raum und Würde. Eine besondere Qualität der evangelischen Kirche liegt darin, dass wir vorurteilsfrei mit jungen Menschen umgehen können. Niemand muss eine Leistung erbringen, man ist erst einmal da.

Wir sagen den Leuten, dass sie liebenswert sind, eine Würde besitzen, die ihnen niemand wegnehmen kann. Das ist eine Stärke in einer Welt, die momentan ein echtes Problem mit Gereiztheit und Respekt hat.

"Junge Menschen wünschen sich Kirche graduell anders. So wild sind die gar nicht."

Welche Veränderungen fordern Jugendliche und junge Erwachsene von ihrer Kirche?

Braun: Die jungen Menschen, die wir noch haben, wünschen sich unsere Kirche graduell anders. So wild sind die gar nicht. Sie hätten vielleicht ab und zu mal eine Band statt immer nur Orgel. Sie können durchaus auch mit einer Predigt etwas anfangen.

Natürlich ist die Kirche seit den 1990er Jahren beim Freizeitangebot verortet. Junge Leute kommen nicht zwingend sonntags um 10 Uhr, aber sie feiern ihre Gottesdienste und Andachten trotzdem an den Orten, an denen sie gerade sind.

"Ich halte den Jugendkirchentag für eine wahnsinnig kreative Methode, um eine ganze Stadt vier Tage lang in jugendliche Hände zu geben."

Eine bundesweite Besonderheit der EKHN ist der Jugendkirchentag. Gilt der allgemeine Sparzwang auch für dieses nicht ganz kostengünstige Leuchtturmprojekt?

Braun: In unmittelbarer Zukunft ist er von den Sparmaßnahmen ausgenommen. Persönlich halte ich den Jugendkirchentag für eine wahnsinnig kreative Methode, um eine ganze Stadt vier Tage lang in jugendliche Hände zu geben. Der Kirche, den freien Werken und Kirchengemeinden gelingt es, Spaß am Glauben zu wecken.

Mit 1.500 Menschen einen Gottesdienst mitzufeiern ist etwas anderes als mit 35 am Sonntag. Auf der Wiese einfach so "My lighthouse" singen zu können, ohne dass dich jemand blöd anschaut, ist ein Geschenk. Die Herausforderung bleibt, dass es genügend Gemeinden gibt, die mit ihren Konfirmanden dorthin fahren.