Harter Sparkurs für Württembergische Kirche

Sparschwein und Bibel
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Über eine Milliarde Euro fällt innerhalb von zwölf Jahren für die Evangelische Landeskirche in Württemberg weg.
Eine Milliarde Euro weniger
Harter Sparkurs für Württembergische Kirche
An einem harten Sparkurs führt in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg kein Weg vorbei. Eine Milliarde Euro fällt innerhalb von zwölf Jahren weg. Das ist eine gewaltige Herausforderung, wie die Frühjahrssynode in Stuttgart gezeigt hat.

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg muss Millionen einsparen. Die Kirchenleitung hat dazu der in Stuttgart tagenden Landessynode am Wochenende Kürzungsvorschläge vorgelegt. Konkrete Beschlüsse werden bei der Sommersynode erwartet. Direktor Stefan Werner stimmt das Kirchenparlament auf den Sparkurs ein: "Wir werden kleiner, wir haben weniger Stellen, weniger Sachmittel, weniger Immobilien, weniger Ausbildungsplätze, weniger Servicestellen in der Verwaltung."

Dem Oberkirchenrat sei bewusst, dass einzelne Spar-Vorschläge besonders stark diskutiert würden, so Werner. Darunter fielen insbesondere das Evangelische Jugendwerk (ejw) und die Evangelische Akademie Bad Boll. Wie Werner weiter sagt, sei auch der Oberkirchenrat nicht von den Sparmaßnahmen ausgenommen. Neben der Streichung von rund 100 Personalstellen im Haus verzichteten der Bischof und die Prälaten künftig auf ihre Fahrer. Hintergrund der nötigen Einsparungen ist eine sogenannte Versorgungsdeckungslücke.

Um Pensionszusagen für ihre Beamten auch in Zukunft sicher erfüllen zu können, muss die Landeskirche innerhalb von zwölf Jahren eine Milliarde Euro einsparen. Mitglieder des "Kirchenparlaments" begrüßen während der Tagung, dass ihre Kirche trotz massiver finanzieller Kürzungen nicht an ihrer Hilfe für die "Ärmsten der Armen" kürzt.

Singen ist "Ekstase der Protestanten"

Die Vorsitzende des synodalen Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung, Yasna Crüsemann, wies in einer Aktuellen Stunde zum Thema "Krieg und Frieden" auf die folgenreiche Streichung fast der gesamten US-Entwicklungshilfe durch US-Präsident Trump hin. Bisher stammten mehr als 40 Prozent der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen aus den USA. Umso wichtiger sei es, dass die Landeskirche ihre Ausgaben für Menschen in Armut nicht kürze. Eine Kirche, die sich nur um sich selbst kreist, werde unempfindlich für Leid, mahnt sie.

Singen und Musik bieten nach Ansicht des Theologen Günter Thomas "unglaubliche Möglichkeiten" für die Kirche. Kirchenmusik helfe Menschen, in der Kirche einen Ort zu finden, sie sei niederschwellig und doch voller Inhalt, einladend, aber nicht bedrängend, sagte der Professor für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum bei einem Schwerpunkthalbtag zur Kirchenmusik. Musik sei "eine kaum zu überschätzende Möglichkeit der Kirche, Glauben zu kommunizieren".

Durch eine Änderung der Taufordnung ist es künftig in Württemberg nicht mehr unbedingt nötig, dass bei einer Taufe mindestens ein Pate evangelisch sein muss. Katholiken oder andere Christen, die Kirchen der "Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland" (ACK) angehören, können nun Taufpaten werden, auch wenn der zweite Pate nicht der evangelischen Kirche angehört, beschloss die Synode. Demnach "soll" zwar immer noch einer der Paten evangelisch sein, aber er "muss" es nicht mehr.

Laut einem eingebrachten Gesetzentwurf plant die württembergische Kirche, das Angebot an Traugottesdiensten für gleichgeschlechtliche Paare auszuweiten. Künftig sollen solche Trauungen grundsätzlich in allen Kirchengemeinden möglich sein. Bislang ist das in maximal einem Viertel der württembergischen Kirchengemeinden der Fall. Das neue Gesetz soll auch für Paare mit non-binären Partnern gelten. Es wird voraussichtlich während der Sommersynode verabschiedet, sofern sich dafür eine Zweidrittelmehrheit findet.